Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Linie, bedeutet Steigerung dem Schatten und der 
Farbe. Auf Steigerung beruht ihre Unendlichkeit. 
Sie verleiht ihr unendliche Grade. Ganz ohne Stei- 
gerung ist keine Oberfläche in der Natur. Sie fehlt 
nur in dem, was der Mensch gewöhnlich hervorbringt 
und was Krankheit oder Alter ihm aufgeprägt hat. 
Vergleiche die Steigerung der Regenbogenfarben mit 
den Streifen eines Schilderhauses, und das sich stei- 
gernde Vertiefen jugendlichen Errötens auf der Wange 
mit einem plötzlich auftretenden roten Flecken, und 
den scharf hervortretenden Adern des Alters. Stei- 
gerung ist so sehr von jedem Schatten in der Natur 
unzertrennlich, dass das Auge in der Malerei einen 
Schatten für unwahr hält, der sich nicht steigert. In 
der Natur sind fast alle Steigerungen so subtil, und 
in so kaum unterschiedlichen Farbentönen, dass 
menschliche 
Hand 
sie 
111.11" 
andeuten 
kann. 
Hieraus ergibt sich als künstlerische Regel, dass die 
Extreme von hohem Licht und reiner Farbe nur in 
Punkten wiederzugeben sind. Je nach dem Gegen- 
stand und der Lichtwirkung, muss der größte Teil 
des Bildes hell oder dunkel gehalten sein. Aber das 
nicht konventionelle Prinzip verlangt, dass über allem 
noch so hohen Licht ein Teil noch heller sei als das 
übrige, und von aller noch so reinen Farbe ein Teil 
reiner sei als die übrige. Auf der allmählichen Stei- 
gerung von Licht und Farbe bis zum Brennpunkt 
hängt beider Wert in hohem Maße ab. . . . 
Auch im Mysterium der Natur liegt Unendlichkeit be-
	        
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