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und
selbst
da
nie
mit
Vorteil.
Tizian
und
Veronese
zeigen wenige Ausnahmen. Dieser überwältigt seine
silbernen Fernen mit Vordergrundpracht; jener
opfert sie zuweilen einer Üppigkeit der Farbe, wie
in der ,Geißelung' im Louvre, an der, mit der
unerreichten Majestät des gegenüber befindlichen
,Begräbnisses' verglichen, dies Prinzip geprüft werden
kann.
Für den Wert solcher Behandlung spricht ein noch
überzeugenderer Beweis. Wo sie nämlich von den
Landschaftern des 17. Jahrhunderts nachgeahmt wird,
versöhnt sie mit den Schwächen und Erbärmlichkeiten
Claudes, der Manieriertheit Gaspards, den Karikaturen
und Brutalitäten Salvators. Ihre Reinheit besiegt
die Fäulnis, ihre Würde rächt alle Torheit und ver-
leiht auch den Werken der Sinnlosen und Profanen un-
begreifliche Macht über
Dass alle anerkannten
das menschliche Herz.
Schönheitsformen sich
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Kurven zusammensetzen, wird ohne weiteres zuge-
geben. Es gilt aber auch die wandellose Feinheit
geschwungener Linien in allen Bildungen der Natur
zu erweisen. Einige Kristalle, bestimmte Bergforma-
tionen, Lichtstrahlen auf stillen Wasserflächen und
angeschwemmtem Land, und einige wenige organische
Entwickelungen ausgenommen gibt es keine Linien
oder Obertlächen in der Natur ohne geschwungene
Linien. Doch sind in Wolkenbildungen und weiter
ausgedehnten Ebenen oft gerade Linien suggeriert,
die nicht wirklich existieren. Was die Kurve der