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Stromes weichen weißem, geisterhaftem, wesenlosem
Schimmer. Sind sie von vollkommenerer oder satterer
Farbe? Nein; ihre Wirkung ist oft tiefer bei matten
Farben, als wenn sie in Scharlach und Gold glühen.
Und sicherlich, in dem Blau des Regenhimmels,
den vielen Farben der Frühlingsblumen, in dem
Sonnenlicht auf Sommerlaub und Feld sind mehr
Ursachen bloß sinnlicher Farbenfreude, als in
dem einfachen Streifen verglimmenden, ersterbenden
Lichts. Nicht durch edlere Formen, nicht durch
Bestimmtheit der Farbe, nicht durch Intensität des
Lichts (denn die Sonne selbst ist Mittags auf die
Empfindung wirkungslos) besitzt diese Ferne ihre
seltsame Anziehungskraft. Aber eins hat sie, oder
suggeriert sie was kein anderer Anblick in
gleichem Grade suggeriert Unendlichkeit. Von
allen sichtbaren Dingen das wenigst materielle, das
wenigst endliche, das weit abgelegenste vom Ge-
fängnis der Erde, das symbolischste für Gottes Na-
tur, das suggestivste für die Herrlichkeit seiner
Wohnungen. Denn der Nachthimmel, wenn auch
grenzenlos, ist dunkel: ein gemauertes Gewölbe,
ein Dach, das uns niederdrückt. Aber die leuch-
tende Ferne hat keine Grenzen. Wir fühlen ihre
Unendlichkeit,
ihres Glanzes.
wie
wir
IIIIS
freuen
in
der
Reinheit
Ich kenne keinen wahrhaft großen Maler irgend wel-
cher Zeit, der nicht die intensivste Freude offenbarte
an dem leuchtenden Raum seines Hintergrundes, oder