Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Sehnen erfüllt; weniger dem animalischen, gegen- 
wärtigen Leben angehörend; ernsten, auf sich selbst 
beruhenden Gemütern unentwegter offenbar, aber 
auch den Gedankenlosesten wahrnehmbar. Ich über- 
lasse es jedem, zu entscheiden, ob der Genuss 
einer ruhig leuchtenden Ferne nicht zu dem aus- 
erlesensten und denkwürdigsten gehört, der ihm 
bewusst geworden. Ob alles, was blendend an 
Farbe, vollendet in der Form, erheiternd im Aus- 
druck, nicht vergänglich und seicht wirkt im Ver- 
gleich zu den leisen, zarten Tönen des horizontalen 
Zwielichts, hinter violetten Bergen oder dem schar- 
lachnen Streifen der Dämmerung über der dunkeln, 
unruhig aufgewühlten See. 
Diese Empfindungen müssen eine bestimmte Ursache 
haben, und diese, was sie auch sei, muss eins der 
ursprünglichsten, ernsthaftesten Motive bilden für das, 
was dem menschlichen Empfinden schön erscheint. 
Zeigen diese Motive vielleicht schönere Formen als 
das helle Tageslicht entwickelt? Wohl nicht; denn 
ihr Eindruck ist beinahe unabhängig von den Formen, 
die sie annehmen. Es hat wenig zu bedeuten, ob die 
leuchtenden Wolken einfach oder mannigfach geformt 
sind, die Berglinien majestätisch oder schlicht; die 
schöneren Formen irdischer Dinge werden von ihnen 
verhüllt, runde, starke Stämme des Waldes ver- 
sinken zu schattenhaften Gerippen; purpurne Spalten 
der Bergwände verwirren sich in der Dunkelheit, 
der quellende Strudel und die wirbelnde Welle des 

	        
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