Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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sie mit reiferem Urteil zu betrachten, könnten wir 
wohl schneller zu richtigeren Resultaten gelangen, 
als die Philosophie oder die sophistische Kunst- 
praxis bis jetzt erreicht haben . . . . Denn es hat 
nie ein Kind der Verheißung gegeben (in betreff der 
theoretisch ästhetischen Begabung), das nicht mit 
dem ersten Strahl der Vernunft zum Schönheitsbe- 
wusstsein erwacht wäre. Ich glaube, es gibt wenige 
unter denen, die die Natur anders lieben als berufs- 
mäßig und aus zweiter Hand, die nicht auf ihre 
frühesten und unwissendsten Tage als die der inten- 
sivsten, abergläubischsten, unersättlichsten und bese- 
ligendsten Wahrnehmung ihrer Herrlichkeit zurück- 
blicken. Ichi erinnere mich an die Erregung, die 
der Anblick des offenen Landes in mir hervorrief, 
oder die weiten Linien, die hinter dem Himmel 
scheinbar das Meer vermuten lassen. Ich habe mich 
überzeugt, dass dies Gefühl allen bekannt ist, die 
das lebhafteste Naturempfinden besitzen. Ich bin 
sicher, dass seine Modifikation, die unseren späteren 
Jahren eignet, allen Menschen gemein ist, nämlich 
die Liebe zu einer hellen Ferne über einem verhält- 
nismäßig dunkeln Horizont . . . 
Eine Beleuchtung sucht das Auge unablässig mit 
tieferem Schönheitsdurst, als alles übrige: das ver- 
glimmende Licht des Tages, der zu Ende geht. Wenn 
Flocken dunkelroter Wolken an dem grünlichen Him- 
mel wie Wachtfeuer lodern, erwacht ein Gefühl in 
uns, nicht heftig aber tief, von religiösem Hoffen und
	        
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