174
von den allgemeinen Wahlverwandtschaftsgesetzen der
Menschheit zu unterscheiden. Und das ist gut. Es
ermöglicht uns das verschiedenste mannigfaltig zu
genießen, statt krankhaft nach einem absoluten Inbe-
griff des Schönen zu suchen.
In einem Ding aber, gegen das wir völlige Abnei-
gung empfinden, sehen wir nicht alles. Die Klarheit
unseres Schauens wird, sofern es sich um das Ge-
biet der Assoziationen handelt, an der Weite unserer
Zuneigung erprobt.
VON
SYMBOLISCI-IER
SCHÖNHEIT
l. VON DER UNENDLICHKEIT ALS SYMBOL
GÖTTLICHER UNBEGREIFLICHKEIT
Unter „symbolischer Schönheit" verstehe ich alles,
was an materiellen Dingen zur Erweckung der Vor-
stellung immaterieller Dinge charakteristisch ist. Ich
betrachte zunächst die Unendlichkeit, als Sinnbild
göttlicher Unbegreiflichkeit.
Um meinem Thema näher zu kommen, ist vor allem
möglichste Einfachheit des Empfindens von nöten.
Der Leser möge sich von allen konventionellen und
autoritativen Gedanken befreien und sich in seine
eigene Kindheit zurückversetzen, wo, wie Wordsworth
sagt, wir vom Himmel umschlossen sind. Wenn es
uns möglich wäre, uns auf alle die
liehen Instinkte jener sorglosen Zeit
zahllosen glück-
zu besinnen und