Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

bare Wolken 
schon am Himmel 
thronende Sterne ver- 
hüllen. Da die Menschen meist durch Missgunst be- 
stimmt werden, sind sie oft erst bereit, die Vorzüge 
anderer anzuerkennen, wenn es zu spät ist. Sie freuen 
sich mehr an verletzendem als harmlosem Tadel, und 
sind toleranter gegen die Härte, die Herzen bricht 
und Glück tötet, als gegen ohnmächtige Strenge . . . 
l-looker sagt: „Die Welt erträgt nicht die Wahrneh- 
mung, dass die Gegenwart weiser sei, als die Ver- 
gangenheit. Wer daher eine Größe der Gegenwart 
der Vergangenheit gegenüber ausspielt, hat alles 
gegen sich . . . Wohl beruht das Heil der Kunst auf 
dem I-lochhalten der Alten. Die von Jahrhunderten 
ausgebildeten, aufgespeicherten Schätze würden ohne 
die Autorität des Alters von der Wut der Mode 
oder dem Gleißen der Neuheit fortgefegt. Die Er- 
kenntnis ganzer Jahrhunderte, Prinzipien, die viele 
gewaltige Geister erst im Tode erkannten, würde der 
Fanatismus einer Partei stürzen und die Insolenz einer 
Stunde preisgeben . . . . Das Beste, was viertausend 
Jahre hervorgebracht haben, ist schon seiner Quan- 
tität nach jenseit aller Rivalität einer Generation. 
Aber es ist unmöglich, dass alle Werke der Ver- 
gangenheit sich abstrakter oder absoluter Vollendung 
nähern. Auch uns ist etwas geblieben, das wir 
weiter führen oder vollenden können. jede Gene- 
ration besitzt die Möglichkeit, ein Individuum ersten 
Ranges hervorzubringen, das auf seine Weise, wenn 
man seinen Weg ebnet, Größeres schaffen kann,
	        
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