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haben, dennoch wird das Auge durch unser ganzes
spätere Leben einen bestimmten Genuss am Anblick
solcher Zweige behalten, den es vorher nicht kannte.
Eine so innerliche Freude, ein so kaum nachweis-
bares Gefühl. dessen besondere Gewalt uns gar nicht
bewusst wird, aber unzerstörlich ist. Sie wird durch
Reflexwirkung Teil unseres Wesens, und wäre nur
durch einen ähnlichen Assoziationsprozess wieder
aufzuheben. Die Vernunft hat nichts damit zu tun.
. . . Ich glaube, Lust und Leid besitzen weniger asso-
ziative Fähigkeit als erfüllte oder unterlassene Pflicht.
Die große Bedeutung der Assoziationen liegt nicht
darin, dass sie die Schönheit materieller Dinge er-
höhen, sondern dem Gewissen Kraft verleihen. Ohne
diese äußeren und gewaltigen Zeugen würde unsere
innere Stimme in jedem einzelnen Fall beinahe eben
so leicht überhört, wie missachtet werden . . . darum
kann das Gewissen äußere und bedeutungslose Dinge
zu Hilfstruppen anwerben und allem an sich gleich-
gültigen seine Machtbefugnis übertragen, zu lohnen
und zu strafen. Wir haben die Wahl, auf unserem
Lebenswege alle Stimmen der Natur in Lobgesang zu
wandeln, die leblose Kreatur in fröhliche Begleiter,
die uns grüßen, wo wir weilen und vorübereilen; oder
aber ihre Sympathie so zu verscherzen, dass die
Steine wider uns schreien, und die Erde ihren Staub
wider uns aufwirft.
. . . Es ist dem einzelnen aber
bewussten Einwirkungen, die ihm
die un-
werden,
unmöglich,
individuell