Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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sie nicht um ihrer selbst willen gesucht werden, son- 
dern Ausdruck höherer Empfindungen sind. 
Aristoteles unterscheidet die Menschen in maßvoll 
und maßlos Genießende. Obwohl seine Angaben den 
Tatsachen entsprechen, lässt er es oft an genügender 
Begründung fehlen. Er entwickelt nicht, warum be- 
stimmte Genüsse allgemein für gemein gelten, und 
verwirrt uns mit der gelegentlichen Behauptung, auch 
höhere Genüsse ließen maßlose Hingabe zu. Wie 
kommt es aber, dass man niemandem Unmäßigkeit vor- 
wirft, der diese Genüsse übertreibt? Nur der gilt für 
unmäßig, dessen Triebe mächtiger sind, als seine Ver- 
nunft. Wenn es sich erweist, dass die Vernunft mit 
ihren Warnungen nicht geirrt hat, aber ihre Stimme 
übertäubt worden, und die vernünftige Kreatur um 
die Wälle ihrer eigenen Festung zu Tode geschleift 
wird, bloß durch Hingabe an ihre Leidenschaft, 
dann, und nur dann wird ein solcher Mensch un- 
mäßig genannt. So bei ungeordneter Nachgiebigkeit 
an Genüsse des Fühlens und Schmeckens. Ununter- 
brochen genossen, zerstören sie nicht nur alle andern 
Genüsse, sondern auch deren Möglichkeit. Ein ihnen 
gegenüber willenloser, haltloser Mensch wird mit 
Recht unmäßig genannt. 
Derartige Genüsse sind erniedrigend, erstens, weil 
ihre Befriedigung sie als vernunftwidrig erweist. Es 
ist unmöglich, dass sie auf die Dauer neben den hö- 
heren Genüssen und der wahren Vollkommenheit des 
Menschen bestehen können. Zweitens sind sie nie-
	        
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