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in Vergessenheit gerate, weil es Brot gibt und das
Wasser nicht versiegt. Dass die Dankbarkeit gegen
ihn aufhöre, weil die Beständigkeit seiner Bewahrung
den Schein eines Naturgesetzes angenommen hat.
Dass die himmlische Hoffnung schwinde unter dem
vollen Genuss dieser Welt; dass Selbstsucht die Stelle
nicht mehr verlangter Frömmigkeit einnehme, Mitleid
untergehe in Selbstruhm und Liebe in Heuchelei.
Dass Entnervung auf Kraft folge, Gleichgültigkeit auf
Geduld, und der Lärm von scherzenden Worten und
der Fäulnis dunkler Gedanken auf die ernste Rein-
umgürteter
dem Strom
heit
Über
Lenden und brennender Lichter.
des menschlichen Lebens weht win-
terlicher
Wind
bei
himmlischem
Sonnenschein.
Der
Regenbogen leiht seiner Erregung Farbe und der
Frost legt ihm die Fesseln seiner Ruhe an. Hüten
wir uns, dass unsere Ruhe nicht zur Ruhe der Steine
werde, die, so lange sie der Sturm umherwirbelt und
der Donner aufrüttelt, ihre Majestät bewahren. Wenn
aber der Strom ruhig und das Gewitter vorüber ist,
Gras auf sich wachsen lassen, sich mit Moos be-
ziehen und in Staub gepflügt werden.
Obwohl ich glaube, dass wir genug feurige, heilige
Gesinnung unter uns haben, um vor diesem morali-
schen Zusammenbruch bewahrt zu bleiben, müssen
wir
doch
in
noch
SO
trivialen
Dingen
und
auf
fern-
abliegendsten Gebieten seine Anzeichen ängstlich be-
achten. In einer Zeit, wo Eisenbahnen den Erdboden
aufreißen und Kartätschengeschosse das Meer, wo