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ist, als das Leben, und die Kleidung mehr als der
Leib. Die die Erde als Stall betrachten und ihre
Frucht als Futter. Winzer und Wirte, die das Korn,
das sie mahlen, und die Trauben, die sie keltern, mehr
lieben, als die Gärten der Engel auf den Abhängen
Edens. Der Engel, die die Wälder bauen und die
Wasser schöpfen, dass Nadelholz die Berge bedeckt
wie ein Schatten Gottes und große Ströme fließen,
wie Ströme der Ewigkeit. Der Nebukadnezar-Fluch,
der die Menschen Gras fressen lässt wie Ochsen,
folgt nur zu bald auf den Überschuss oder die Dauer
nationaler Macht, und Friedens. In den Nöten der
Völker, in ihren Kämpfen ums Dasein, in ihrer
Kindheit, ihrer Ohnmacht, ja selbst in ihrer Auf-
lösung sind ihre Hoffnungen höher und ihre Leiden-
schaften edler. Leiden zeitigt ernsten Sinn; Errettung
Dankbarkeit des Herzens; Erdulden Kraft;
Befreiung Glauben. Haben sie aber gelernt, unter
Obhut der Gesetze anständig und gerecht unterein-
ander zu leben, nachdem die heftigen, äußeren
Quellen des Leidens versiegt sind, so entstehen
schlimmere Übel. Übel, die weniger verdrießen, aber
mehr verderben; Völkern das Blut aussaugen, ohne
es zu vergießen; Herzen verknöchern, ohne sie zu
quälen. Und obwohl jedes Volk, das mit anderen in
Frieden und innerer Eintracht lebt, Ursache hat zu
tiefer Dankbarkeit, so hat__ es auch Grund zu schlim-
meren Befürchtungen, als Schwert und Aufruhr be-
deuten. Dass nämlich seine Abhängigkeit von Gott