153
haben, vom moralischen Standpunkt aus zu recht-
fertigen und keine eitle Lebenshingabe sei. Dass ihre
Obliegenheit den wichtigsten menschlichen Interessen
fromme, nütze, und das, was sie darstellt, Rechte an
uns habe, denen wir uns nur mit Hintansetzung
unserer menschlichen Würde und himmlischen Be-
rufung entziehen dürfen. Am wenigsten in unseren
Tagen der Hast und Schaustellung, wo Eitelkeit die
Stelle jener Liebe zur Kunst einnimmt, die ihre ein-
zig wirksame Beschützerin ist, wo Eitelkeit glaubt,
den unzerstörlichen, ernsten Stolz ersetzen zu können,
den weder Beifall noch Ablehnung, über die Mängel,
die der Kunst anhaften, verblenden und in ihren
Hoffnungen
irre
machen
kann.
Die Bedeutung meines Themas ist weder eng noch
zufällig. Es handelt sich dabei nicht um Meinungs-
verschiedenheit über einzelne Talente, oder um an-
genehme Eindrücke bemalter Leinwand; nicht um
Klarstellen von Unwissenheit und Verteidigung per-
sönlicher oder Parteiprinzipien. Es gilt die morali-
schen Energien der Nation zu einer versäumten
Pflicht aufzurufen, ihr begreiflich zu machen, welchen
Gewinn, welche Kraft, welche Möglichkeiten ihrer
warten, wenn ihr Verständnis für Kunst erwacht und
Seiten in ihr entfaltet, die jetzt brach liegen. Denn
die Kunst bedarf ihres Verständnisses, um zu gesun-
der, segensreicher Wirkung zu gelangen. Sie steigt
oder sinkt, je nachdem die nationale Lebenskraft steigt