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dringen und ihre Lehren beherzigen können; nichts
ablehnen, nichts erwählen und nichts verachten; alle
Dinge für recht und gut halten und sich immer an
der Wahrheit freuen. Wenn sie dann ihre Fantasie
genährt, sich mit Erinnerungen erfüllt haben und
ihre Hand sicher geworden, mögen sie Scharlach und
Gold nehmen, ihrer Fantasie die Zügel überlassen
und uns zeigen, was sie im Kopf haben. Wir folgen
ihnen, wohin sie uns führen; wir tadeln nichts, denn
jetzt sind sie unsere Meister und verdienen es.
Sie haben sich über unsere Kritik gestellt und wir
lauschen ihren Worten gläubig und demütig; aber
nicht eher, als bis sie ebenso vor einer höheren Auto-
rität gekniet und sich ihr gebeugt haben.
. . . Ich möchte all unsere Künstler bitten, es sich
zum Gesetz zu machen, sich nie zu wiederholen;
denn wer sich nie wiederholt, wird nicht eine Zahl
ungleich guter Bilder hervorbringen, und wer sich
in der Zahl selbst beschränkt, hat die Möglichkeit,
sich zu vervollkommnen. Außerdem erniedrigt alle
Wiederholung die Kunst; sie reduziert sie von Kopf-
zu Handarbeit, und indiziert dem Künstler etwas wie
eine Überzeugung, dass die Natur auszuschöpfen sei
und die Kunst zu vollenden; vielleicht sogar durch
ihn. Alle Kopierer sind verächtlich, wer sich aber
selbst kopiert am meisten, denn er hat das schlech-
teste Vorbild.
Jedes Bild werde mit der
dem Beschauer eine hohe
ernsten
Emotion
Absicht gemalt,
zuzuführen und