Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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nicht die Wahrheit darstellen, können sie unmöglich 
dazu befähigt sein. 
Ein Gesetz nun gilt von allen (europäischen) Bäumen: 
weder der Stamm noch die Zweige laufen oben spitz 
aus, sofern sie sich nicht gabeln. Wo der Stamm 
einen Zweig ansetzt oder ein Zweig einen kleineren, 
oder dieser eine Knospe, verringert sich sofort sein 
Umfang genau um soviel, wie er dem neuen Zweige 
abgegeben hat, und er behält diesen Umfang, bis er 
einen neuen Zweig ansetzt. Das ist ein imperatives 
Gesetz und gilt ohne Ausnahme. Da aber die Stämme 
der meisten Bäume Zweige und Reiser leichten Unter- 
holzes aussenden . . . entsteht leicht der Eindruck, 
als 
ob 
der 
Stamm 
selber 
sich 
nach 
oben 
zuspitzte. 
Fast alle Bäume treiben mehr Holz aus ihren jungen 
Gliedern, als sie tragen können, es bricht ab und 
hinterlässt kleine Knoten, die diesen Eindruck her- 
vorbringen . . . . Daher sehen wir sofort, dass der 
Stamm von Gaspard Poussins großem Baum zur Rech- 
ten von La Riccia in der National Gallery eine gelbe 
Rübe, aber keinen Baumstamm darstellt. Da er so 
nah ist, dass jedes Blatt erkennbar, würden wir in der 
Natur keinen seiner Zweige sich zuspitzen sehen. 
Wir hätten nur die Impression anmutiger Vermin- 
derung gehabt, wären aber im stande, sie Punkt für 
Punkt zu verfolgen und nachzuweisen bis in das 
tausendste Glied. Poussins Stamm dagegen setzt 
nur vier oder fünf kleine Zweige an, und alles spitzt 
sich 
heftig 
ohne 
dass 
man 
die 
Ursache 
wahrg;
	        
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