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selbe Wasser, was beständig steigt und zerbirst und
zuriickweicht und sich in neuen Gestalten und mit
erneuter Wut aufrollt, dann empfinden wir den auf-
gestörten Geist und spüren die Intensität seiner un-
erschöpflichen Raserei . . .
Das vornehmste Seestück, das Turner je gemalt, und
damit das vornehmste, das je ein Mensch gemalt hat,
ist sein Sklavenschiif. Es ist Sonnenuntergang auf
dem atlantischen Ozean nach anhaltendem Sturm.
Aber der Sturm ist teilweis beschwichtigt, und strö-
mende Regenwolken bewegen sich in Scharlachlinien,
um sich in der Tiefe der Nacht zu verlieren. Die
ganze Meeresfläche teilt sich in zwei ungeheuere
Wogen, nicht hoch. Das ganze Meer schwillt und
steigt an, als ob sich sein Busen durch tiefes At-
men nach der Qual des Sturmes höbe. Zwischen
diese beiden Furchen fällt die Sonne in den hohlen
Wasserraum wie Flammen und füllt ihn schauer-
lich mit herrlichem Licht, dessen intensive düstere
Pracht ihn in brennendes Gold taucht und in Blut
badet. An dieser feurigen Fährte entlang erheben
sich tosende Wellen, die das rastlose Steigen des
Meeres in dunkle, unbestimmte, fantastische Gebilde
teilen, deren jede einen schwachen, geisterhaften
Schatten hinter sich auf den beglänzten Schaum
wirft. . .
Das wunderbarste ist aber, wie Turner d1e ruhxge
Wasserfläche malt. S0 auf Seinem Bild von Venedig
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wo das Schiff in See sucht . . . . E111 Strom 0st