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Kette, deren Bewegung sich von einem auf den an-
deren Teil wie in einem Schlangenkörper fortsetzt.
Dann erhebt sich der Wind an der äußersten Ecke,
und statt der Bewegung ein Ende zu machen, trägt
er die Wellen weiter, treibt sie zurück oder bricht
sie ab und führt sie buchstäblich davon, so dass der
Schaum auf dem Kamm in beständiger Verwandlung
ist zwischen Formen, die ihr eigenes Gewicht pro-
jiziert, und Formen, die fortgeblasen und davongetragen
werden, weil ihr Gewicht überwunden ist. Schlägt die
Woge dann endlich an den Strand,wer will sagen, wie man
das bezeichnen soll, das „keine Gestalt hat" das
große Getöse, das ans Ufer donnert? . . . Zwanzig
Meter vom Ufer abgestoßen, gewinnen wir einen
völlig anderen Eindruck. Jede Welle scheint unend-
lich, jede von der anderen verschieden . . . . Eine
Rücksichtslosigkeit, die wir zuvor nicht empfunden,
offenbart sich in der tollen, beständig wechselnden
ungebändigten Bewegung, die sich nicht von Welle
auf Welle überträgt, wie es vom Ufer aus scheint,
sondern von demselben Wasser, das steigt und fällt.
Von Wellen, die aufeinander folgen, erscheint uns
jede ein besonderes Individuum, die, wenn sie sich
vollendet hat, vergeht und von einer anderen gefolgt
wird. Hierin liegt nichts, das uns mit der Vorstel-
lung der Ruhelosigkeit erfüllte, mehr als in anderen
aufeinanderfolgenden, fortlaufenden Funktionen von
Leben und Tod. Aber wenn wir sehen, dass es
keine Aufeinanderfolge der Wellen ist, sondern das-