Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Aber noch jetzt, wenn ich den Leser am frühen Mor- 
gen auf den Quai unterhalb des Rialto versetien 
könnte, wo die Marktschilfe, voll beladen, in Fluten 
goldner Farbe daher kommen, und er das Sprühen 
des Wassers an ihren glänzenden stählernen Häup- 
tern und unter den Schatten ihrer lastenden Wein- 
blätter sähe; wenn ich ihm die purpurnen Trauben 
und Feigen zeigen könnte und das Glühen der 
scharlachnen Kürbisse, das in langen Strömen 
von den Wellen fortgetragen wird, und dazwischen 
die feuerroten Fischkörbe, in denen es glänzt und 
strampelt und in der Morgensonne auftlammt, die auf 
ihre gelbbraunen Flanken fällt; und darüber die be- 
malten Segel der Fischerboote, orangegelb und weiß, 
scharlach und blau; und schöner als all die laute 
Farbe, die nackten, bronzierten, leuchtenden Glieder 
der Matrosen, ein Rest der alten venezianischen Rasse, 
die noch die wahre Giorgione-Farbe an Stirn und 
Brust trägt, seltsam kontrastierend mit den blassen 
sinnlich-degradierten Geschöpfen, die in den Cafes 
der Piazza zu Hause sind; dann würde der Leser 
Canaletto nicht mehr Barmherzigkeit widerfahren 
lassen. 
Und doch ist Canaletto in den Wahrheiten, die er gibt, 
noch geistig und mächtig, verglichen mit den nieder- 
ländischen Marinemalern. Es ist leicht verständ- 
lich, warum seine grüne Malerei und konkaver Pinsel- 
strich das Wasser wiederzugeben scheinen, dessen 
wirkliche Farbe man nur mit einer Aufmerksamkeit
	        
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