künstlerische Anschauung im Menschen zu entwickeln,
und ihn im Symbol des Endlichen das Unendliche
ahnend schauen zu lassen. Denn sowenig Ruskin
Kunst und Moral trennen kann, sowenig zerfallen ihm
als Romantiker, Religion und Ästhetik in Sondergebiete.
Die religiöse Grundlage seiner Ästhetik, ist ein von
pantheistischem Empfinden durchgeistigter Theismus.
Die Werke der Frühitaliener untersucht er zum
ersten Mal auf ihre Prinzipien der Komposition. In
der Kunst, sie dem Leser zur Anschauung zu brin-
gen, feiert seine Sprache ihre höchsten Triumphe.-
Die aus beiden Bänden hier vorliegenden Auszüge
sind ein Zeugnis für die Kraft und Weite seines Ge-
nies. Er hat es vermocht, das was in den künst-
lerischen Bestrebungen und Kunstanschauungen der
Gegenwart auseinander-fällt, in sich zur Einheit zu
runden und als Einheit zu gestalten.
Es könnte befremden, dass den Prinzipien des Ver-
legers entgegen, gerade der erste und zweite Band
dieses bedeutsamen Werkes nur im Auszug erschei-
nen. Es waren aber verschiedene Gründe, die gegen
eine vollständige Übersetzung des Originals ins Ge-
wicht fielen.
Der Inhalt des ersten Bandes ist so fest in Locke-
sche Formeln eingeschachtelt, dass man seine Be-
deutung für die Gegenwart erst erfasst, wenn man
ihn daraus gelöst hat. Viele Kürzungen ergeben sich
damit von selbst." Der lange Abschnitt über ,Allge-
meine Anwendung der Prinzipien" wendet diese
größtenteils auf die Kunst englischer Aquarellisten
an, die in Deutschland mit wenig Ausnahmen unbe-