Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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schmolz? Wer hat dem Tanz der toten Wolken 
zugeschaut, als das Sonnenlicht gestern Abend von 
ihnen gewichen und der Westwind sie wie welke 
Blätter vor sich hertrieb? Alles zog vorüber un- 
beachtet, ungesehen. Und wer die Gleichgültigkeit 
einen Augenblick abschüttelt, wird dazu veranlasst 
nur durch das, was aufdringlich und außergewöhnlich 
ist. Und doch tut sich weder in den offenkundigen 
und lauten Offenbarungen der elementaren Ener- 
gien, noch im Hagelschlag, noch im Treiben des 
Wirbelwindes der höchste Charakter des Erhabenen 
kund. Gott ist nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, 
sondern im stillen sanften Sausen. Nur unsere nied- 
rigen und platten Seiten können durch Blitz und Düster 
ergriffen werden. Er aber geht still und unschein- 
bar vorüber; die unaufdringliche Majestät ist in der 
Tiefe, in der Ruhe, in dem Bleibenden; in dem, was 
man suchen muss, um es zu sehen, und lieben, um 
es zu verstehen; in Dingen, die die Engel täglich für 
uns bereiten und täglich anders; die uns nie mangeln 
und sich nie wiederholen, die immer zu finden sind 
und doch nur einmal gefunden werden; durch sie 
werden wir zur Anbetung geführt und erlangen den 
Segen der Schönheit. Sie muss der Künstler, der 
die höchsten Ziele verfolgt, studieren. Durch ihre 
Kombination muss er sein Ideal schaffen; sie, die 
die gewöhnlichen Beobachter kaum bemerken, denn 
so wenig die Menschen sich im allgemeinen um Kunst 
kümmern, so haben sie ihre meisten Vorstellungen 

	        
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