Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

VIII 
die kein Maler der klassizistischen Zeit empfunden 
habe. Das moderne Naturgefühl fand damals den 
ersten glänzenden Ausdruck in Turners Schöpfungen, 
der aber in seinen höchsten Natur- und Kunstoffen- 
barungen unverstanden blieb. Als Maler, hatten 
Ruskin die Feinheiten des Turnerischen Könnens zu 
glühender Bewunderung entflammt. An der Natur 
hatte sich sein Auge von Kind auf ernährt und ihre 
Mannigfaltigkeit aufgetrunken. Seiner Seele hatte sich 
ihre Stimme als Gottes Stimme offenbart. So kün- 
dete er nur seine eigenen Erlebnisse, als er für Tur- 
ners Kunst begeistert in die Schranken trat. In seinen 
Schilderungen der Natur, als dem Urborn dieser neuen 
Kunst, wie in der Vergegenwärtigung seiner Bilder, 
hat er die englische Prosa zu einer bis dahin uner- 
reichten Höhe geführt. 
Ruskins rezeptivem Genie hatten sich aber an Tur- 
ners Kunst neue künstlerische Werte erschlossen. Der 
erste Band der Modernen Maler enthält eine Ästhetik 
des Impressionismus, wenn auch in einem andern 
Sinn als den, welchen eine einseitige Richtung heute 
mit diesem Schlagwort verbindet. Nach Ruskins Auf- 
fassung ist alle große Kunst impressionistisch, als 
Ausdruck der künstlerischen Eigenart einer bestimm- 
ten Persönlichkeit, die ihre sinnlichen und seelischen 
Impressionen im Kunstwerk veranschaulicht und auf 
den Beschauer zu übertragen vermag. Selbst die 
Schönheit der Architektur beruht für ihn auf der Im- 
pression ihrer Gesamtwirkung: dem Eindruck einer aus 
unvollkommenen Einzelheiten sich ergebenden Ein- 
heit, die die Fantasie des Künstlers als solche'kon-
	        
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