Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

LUG 
er sie zollweise verallgemeinert. Wenn er uns nur 
alles gibt, was er kann, so wird er uns eine Fülle 
geben, so völlig, so geheimnisvoll wie die der Natur 
selbst, und wir verzeihen ihm, dass es nur ein voller 
Becher statt des vollen Meeres ist. Wir verzeihen 
ihm aber nicht, wenn er, da ihm die Meile nicht 
verfügbar ist, auch den Zoll unbenutzt lässt, und 
weil er weniger Mittel hat, diese missachtet. Noch 
weniger verzeihen wir ihm, wenn er den Sport der 
Natur für ihre Arbeit hält und ihr nur in ihren Ruhe- 
stunden 
folgt, 
ohne 
Zll 
beachten , 
W38 
sie 
ZUVOT 
für geschaift hat. 
Nachdem sie Jahrhunderte darauf verwandt hat, Wälder 
zu pflanzen, Ströme zu leiten, Berge zu formen, froh- 
lockt sie mit dem spielenden Sonnenstrahl und der 
wandernden Wolke in Heiterkeit des Geistes über 
ihr Werk. Der Maler, der dies begehrt, muss zu- 
vor dieselbe Arbeit tun. Er meißle getreulich den 
Felsen, er flechte die Wälder zart zusammen, dann 
mag er in Licht und Schatten jubeln. Aber wir wollen 
nicht Spiel vor der Erkenntnis, nicht Zusätze vor 
dem Wesentlichen, nicht Beleuchtungen, ehe wir Tat- 
sachen erfahren . . . . Noch ist diese Darstellungs- 
weise nur wahr in Bezug auf die Ferne. Jedes dem 
Auge noch so nahe Objekt hat etwas an sich, das du 
nicht sehen kannst, und das Geheimnis der Ferne in 
jedes Teilchen trägt, das wir am deutlichsten zu er- 
kennen glauben. 
Stelle dich auf den Markusplatz in Venedig so nahe 

	        
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