Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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schrumpft, ist immer etwas daran, das du sehen 
kannst, wenn auch nur in der oben angedeuteten 
Weise. Seine Linien, Lokalfarben und Schatten 
gehen nicht verloren, wenn es zurücktritt; sie 
gehen ineinander über und sind einzeln nicht mehr 
zu unterscheiden. Aber sie sind da, und ein Objekt, 
das aus Einzelheiten besteht, und ein leerer flacher 
Raum wirken ganz verschieden. Die Grashalme 
einer eine Meile entfernten Wiese sind so weit 
erkennbar, dass ihr Schein von dem eines grün an- 
gestrichenen Stück Holzes deutlich zu unterscheiden 
ist. Die Natur wirkt nie leer und nie bestimmt, 
immer geheimnisvoll und immer reich an Überfluss. 
Sie lässt dich immer etwas schauen und niemals 
alles. 
Daraus quillt die Fülle und Vollendung der nie ver- 
siegenden Freude, die Gott dem aufmerkenden aus- 
gebildeten Auge bestimmt hat. Eine Vollendung, die 
keine Ferne unsichtbar und keine Nähe verständlich 
machen kann, die sich in jedem Stein, jedem Zweig, 
jeder Wolke und jeder Woge um uns her verdoppelt, 
ewig gegenwärtig und ewig unerschöpflich bleibt. 
Darum ist jede künstlerische Darstellung des Raums 
und jeder Zug falsch, der uns alles zeigt oder nichts. 
Ich kann mir keine besser erläuternden Beispiele 
wünschen, um den völligen Widerspruch dieser beiden 
großen Prinzipien darzutun, als die Landschaften der 
alten Meister in corpore. Die Niederländer sehen 
alles und die Italiener sehen nichts. Beide folgen 
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