Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Betrachte 
das 
Gesicht 
deines 
Freundes, 
der 
dir 
ent- 
gegenkommt. Zuerst siehst du nichts als einen 
weißen Fleck, dann ein Gesicht, aber Mund und 
Augen sind noch nicht einmal als Punkte sichtbar. 
Du gewahrst ein Kreuz und Quer von Linien, etwas 
das du aus Erfahrung als Gesicht wahrnimmst, ohne 
sagen zu können warum. Nun kommt er näher und 
du kannst Augen und Mund als Flecke erkennen, 
aber nicht als leere, sondern komplexe Flecke; sie 
enthalten Einzelheiten, du kannst Lippen, Zähne, 
Brauen nicht sehen, und doch siehst du mehr als 
Tupfen; es ist ein Mund, ein Auge, es hat Licht und 
Glanz und Ausdruck, aber nichts ist deutlich. Nun 
kommt er noch näher, und du siehst, dass er deinem 
Freund ähnelt, aber noch nicht, ob er es ist. Die 
Linien sind noch vage und unbestimmt. Jetzt bist 
du deiner Sache gewiss: Tausenderlei in seinem 
Gesicht weist auf ihn hin, ohne dass du es schon 
genau erkennst. Solche Wandlungen der Erscheinung 
kommen überall vor, und daraus folgen zwei große 
Wahrheitsprinzipien. 
l. So nahe du dir einen Gegenstand vor Augen 
stellst, etwas davon kannst du nicht sehen, außer in 
der eben angedeuteten mysteriösen Weise. Du kannst 
das Gewebe eines Gewandes erkennen, nicht aber 
seine einzelnen Fäden, obwohl das Auge sie alle em- 
pündet. 
2. Entferne ein Ding so 
magst  ehe es nicht zu 
weit vom Auge wie du 
einem Punkt zusammen-
	        
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