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Betrachte
das
Gesicht
deines
Freundes,
der
dir
ent-
gegenkommt. Zuerst siehst du nichts als einen
weißen Fleck, dann ein Gesicht, aber Mund und
Augen sind noch nicht einmal als Punkte sichtbar.
Du gewahrst ein Kreuz und Quer von Linien, etwas
das du aus Erfahrung als Gesicht wahrnimmst, ohne
sagen zu können warum. Nun kommt er näher und
du kannst Augen und Mund als Flecke erkennen,
aber nicht als leere, sondern komplexe Flecke; sie
enthalten Einzelheiten, du kannst Lippen, Zähne,
Brauen nicht sehen, und doch siehst du mehr als
Tupfen; es ist ein Mund, ein Auge, es hat Licht und
Glanz und Ausdruck, aber nichts ist deutlich. Nun
kommt er noch näher, und du siehst, dass er deinem
Freund ähnelt, aber noch nicht, ob er es ist. Die
Linien sind noch vage und unbestimmt. Jetzt bist
du deiner Sache gewiss: Tausenderlei in seinem
Gesicht weist auf ihn hin, ohne dass du es schon
genau erkennst. Solche Wandlungen der Erscheinung
kommen überall vor, und daraus folgen zwei große
Wahrheitsprinzipien.
l. So nahe du dir einen Gegenstand vor Augen
stellst, etwas davon kannst du nicht sehen, außer in
der eben angedeuteten mysteriösen Weise. Du kannst
das Gewebe eines Gewandes erkennen, nicht aber
seine einzelnen Fäden, obwohl das Auge sie alle em-
pündet.
2. Entferne ein Ding so
magst ehe es nicht zu
weit vom Auge wie du
einem Punkt zusammen-