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ohne darauf zu ruhen, ohne sich daran zu klammern,
oder sie völlig verstehen zu können, und zu jenen
Fernen hingetrieben wird, auf denen es verweilen
soll. Dies von Turner ins Leben gerufene und von
ihm allein völlig durchgeführte Prinzip ist kritisch
und erfolgreich von einigen weniger begabten Künst-
lern der englischen Schule angewandt worden. In
dieser Hinsicht sind die braunen Heidelandvorder-
gründe Copley Fieldings überaus lehrreich. Keine
Linie ist ausgeführt, keine Einzelheit deutlich zu er-
kennen. Breite nasse Pinselstriche, zufällig hingespritzt
wie von der Natur selbst; immer treu, Wissen ver-
ratend, ohne es auszusprechen, alles suggerierend,
ohne etwas darzustellen. Aber weit hinten in der
gebirgigen Ferne sieht man scharfe Ecken und zarte
Formen. Nachdruck und Ausführung des Bildes wird
dahin verlegt, wo die Hauptimpression der räumlichen
Ausdehnung liegt. Der Beschauer ist gezwungen, in
der Wüste der Berge vorwärts zu schreiten; dort muss
er umherwandern, wo die Sonne sich über der weiten
Heide Bahn bricht. Er darf nicht zögern, nicht über
nahe Felsen stolpern und bei den ersten Schritten
innehalten, um zu botanisieren . . . Der Eindruck
dieser Bilder ist dauernd bedeutend, einfach und
wahr.
Hieraus erkennt man die Ursache für die eigentüm-
liche, und dem in der Kunst Unkundigen anstößige Aus-
führung in Turners Figuren. Vernunft und Notwen-
digkeit treiben ihn zu der mangelhaften Zeichnung