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zugleich erblickt werden können; nicht weil Luft
oder Nebel dazwischenträte, sondern weil es unmög-
lich ist, dass die von beiden ausgehenden Strahlen
in denselben Augenpunkt zusammenlaufen; ihr Ein-
druck müsste notwendig konfus, undeutlich und un-
vollständig sein.
Die notwendige Verschiedenheit des Augenpunktes
ist innerhalb der ersten fünfhundert Ellen am größten.
Deshalb ist es unmöglich, ein Objekt, das zehn Ellen
vom Auge entfernt, und eins, das eine Viertelmeile
weit dahinter liegt, in demselben Moment zu erblicken.
Daraus ergibt sich die praktische Konsequenz, dass
wir in einer wirklichen Landschaft die ganze so-
genannte mittlere und weitere Ferne deutlich zugleich
erblicken. Vom Vordergrund können wir dagegen
nichts wahrnehmen als eine vage, undeutliche An-
ordnung von Linien und Farben. Betrachten wir da-
gegen ein Vordergrundobjekt so, dass wir einen deut-
liehen Eindruck davon empfangen, dann erscheint
die Ferne und mittlere Feme verworren und geheim-
nisvoll.
Wenn daher der Vordergrund in einem Gemälde et-
was bedeutet, muss die Ferne bedeutungslos sein
und umgekehrt. Denn wenn wir die nahen und fernen
Objekte darstellen, als ob sie beide zugleich dem
Auge ein bestimmtes Bild darböten, das wir in der
Natur von jedem einzeln empfangen; wenn wir sie
nur auf den Luftton und die auf positiver Entfer-
nung beruhende Undeutlichkeit stimmen, über-