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mehr dem Schatten nähern,
obwohl sie sich von beider
äußerstem
Grade
unterscheiden.
[Hieran schließt sich ein Kapitel, dessen Theorie eben-
so anwendbar ist auf das Porträt wie auf die Land-
schaft der modernen Malerei]
ABHÄN-
RAUMES
WAHRHEIT DES
GIG VOM
FOKUS
DES
AUGES
Das Auge muss wie jede Linse seinen Brennpunkt
ändern, um einen bestimmten Eindruck von Objekten,
die in verschiedener Entfernung von einander sind,
aufzunehmen. Es ist völlig unmöglich, zwei Objekte
zugleich deutlich zu erblicken, von denen das eine
viel weiter entfernt ist, als das andere. Man kann
sich augenblicklich davon überzeugen.
Betrachte die Querbalken deines Fensterrahmens, um
ein genaues Bild ihrer Formen und Linien zu ge-
winnen, und du kannst, während dein Auge darauf
gerichtet ist, nichts aufnehmen als die undeutlichsten,
schattenhaftesten Bilder aller jenseit liegenden Ob-
jekte. Hefte dagegen deine Augen auf diese Objekte,
so, dass du sie deutlich siehst, und obwohl sie ge-
rade gegenüber und scheinbar neben dem Fenster-
rahmen sich befinden, wirst du diesen doch nur als
eine vage, vorübergehende Unterbrechung alles dessen,
was dahinter vor sich geht, empfinden. Etwas Auf-
merksamkeit wird jeden von der Universalität dieser
Tatsache überzeugen und ohne weiteres beweisen,
dass ungleich von einander entfernte Objekte nicht