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Gestrüpp und Unkrautbündeln, um der Blattformen
willen. Es ist erfrischend, von ihren unwissenden,
impotenten Wiederholungen kindischer Konzeption
sich den klaren, unmittelbaren Naturstudien moderner
Künstler
zuzuwenden.
Die
Natur
verwendet
ihre
höchsten
Lichter
und
tief-
sten Schatten in ganz kleinen Quantitäten. Sie gießt
große Mengen zarten Lichtes über Himmel und Wasser
und stellt eine große Masse zarter Schatten dagegen;
sowohl im Laub, auf Bauten, auf Bergen; aber ihr
Licht ist immer gedämpft, wenn es sich ausdehnt,
und ihre Schatten schwach, wenn sie breit sind.
Den übrigen Teil ihres Bildes füllt sie mit Mittel-
tinten aus und einem blassen Grau. Auf dies ruhige
harmonische Ganze setzt sie ihre Lichter in Punkten
auf :
im
Schaum
einer
einzelnen
Welle ,
dem
Segel
eines einsamen Bootes, clem Sonnenblitz auf einem
nassen Dach, dem Leuchten einer einzelnen weiß
getünchten Hütte und ähnliche Quellen lokalen Glan-
zes verwertet sie so lebhaft und zart, dass alles an-
dere dagegen in entschiedenen Schatten tritt. Jenes
Düster aufnehmend benutzt sie die schwarzen Tiefen
eines überhängenden Ufers, oder das schwarze Ge-
wand einer beschatteten Gestalt, oder das Innere
einer sonnenlosen Mauerspalte oder eines Fensters
zu so greller Wirkung, dass alles andere damit ver-
glichen in entschiedenes Licht gerückt wird. Dadurch
reduziert sie die Masse des Bildes zu zarten Mittel-
tönen,
die
sich
hier
natürlich
mehr
dem
Licht,
dort