Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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dass wir sie nur an ihrer entschiedenen Form er- 
kennen und nicht an ihrem Dunkel. Einen nach 
dem andern breitet er sie wie durchsichtige Schleier 
über die Erde und über die Lüfte, bis das ganze 
Bild davon erzittert, und doch ist ihr tiefster Schatten 
nur mattgrau und von Licht durchtränkt und erfüllt. 
Worte sind nicht deutlich, nicht zart genug, um den 
allesdurchdringenden Einfluss der schöneren, un- 
bestimmteren Schatten in allen Werken Turners 
wiederzugeben; jenes I-lindurchzittern, das dem Licht , 
daneben seine Leidenschaft und Kraft verleiht. Nicht 
ein Stein, Blatt oder Wolke, über die nicht das hin 
und her flutende Licht uns fühlbar würde. Die Be- 
wegung, das Wogen und Flimmern des abgeschnellten 
Sonnenstrahls; nicht das stumpfe, allgemeine Tages- 
licht, das auf eine leblose Landschaft fällt ohne Di- 
rektive, ohne Überlegung, überall gleich und überall 
tot. Sondern das atmende, beseelte, frohlockende 
Licht, das fühlt und empfängt, sich freut und handelt; 
ein Ding festhält iund ein anderes verwirft; jenes 
sucht, findet und wieder verliert  von Fels zu 
Fels eilt, von Blatt zu Blatt, von Woge zu Woge  
glühend, aufblitzend, zündend, je nach dem Objekt, 
das es streift. Oder als Stimmung alles mit be- 
seligender Ruhe erfüllend; dann wieder sich ver- 
lierend in Irrtum, Zweifel und Unfassbarkeit;  ver- 
gehend, dahinschwindend, in wogenden Nebel ver- 
flechten, zerschmelzend in schwermütiger Luft. Aber 
stets entflammend oder erlöschend, funkelnd oder
	        
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