Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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dass 
die 
Welt 
eher 
einen 
zweiten 
Tizian 
und 
einen 
zweiten 
Rafael 
als 
einen 
zweiten 
Rubens 
schauen 
würde. Aber er gestattet sich zuweilen ganz unmög- 
liche Freiheiten. Und dies Bild ist ein Beispiel da- 
für. Der plötzliche gelbe Strahl und scharlachne 
Kreis in der Mitte dieses Himmels hat die Farbe 
eines Sonnenuntergangs, der sich in hellem Tages- 
licht vollzieht, während die Sonne zu der Zeit eher 
dunkler erscheint, in Licht und Schatten übersetzt, 
als heller denn der übrige Himmel. Dies ist ein 
Beispiel so verwegener Tollheit, wie es bei Turner 
nie vorkommt. Aber unsere Kenner betrachten es 
mit unentwegter Bewunderung. 
Wie alle großen Koloristen erreicht Turner die 
blendende Pracht seiner farbigen Wirkungen durch 
Abtönung. Als höchstes Licht setzt er reines Weiß 
auf und tönt jedes andere Weiß ab mit Grau oder 
Gold. Der Gewandung der vordersten Gestalt gibt 
er eine Falte von reinem Karmin und vertieft alles 
übrige Rot mit Schwarz oder erwärmt es mit Gelb. 
In der tiefen Spiegelung des fernen Meeres ent- 
decken wir eine Spur reinsten Blaus, alles übrige 
aber erzittert in mannigfacher Steigerung in ver- 
schieden zart abgetönten Farben, die als Ganzes 
allerdings lebhaft blau wirken, aber nur durch ihren 
Gegensatz. Selten findet man bei ihm einen 
noch so kleinen Raum bestimmt getönter Farbe; 
z. B. ein Blau ohne Zusatz von Wärme, oder einen 
warmen Ton 
ohne 
einen Zusatz, 
der es 
mit dem Grau
	        
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