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Ch aldäia. Babylonien und
Assyrien.
anderen Auge Mesopotamiens, der nicht minder berühmten Hauptstadt
des oberen Stromlandes oder Assyriens, nemlich mit Ninive.
Es hatte zwar schon zu Anfang dieses Jahrhunderts Carsten Nie-
buhr die Vermuthung ausgesprochen, dass in den Hügeln dem jetzigen
Mosul gegenüber, jenseits des Tigris, das Grab Ninive's zu suchen sei,
doch hatte selbst der thätige Rich, der den unfruchtbaren Resten von
Babylon so grossen Fleiss widmete, der Sache keine weitere Aufmerk-
samkeit geschenkt. Ninive war verschollen und existirte nur im Buche
Jonas und in der Sage von dem angeblichen Weichling Sardanapal.
Da fasste endlich ein verdienstvoller englischer Reisender, der jetzt auch
als Staatsmann vielgenannte A. H. Layard bei zweimaligem Aufenthalt
zu Mosul in den Jahren 1840 und 1842 die Sache ernster ins Auge, und
theilte namentlich dem damaligen französischen Consul P. E. Botta seine
Gedanken mit. Dieser begann denn 1843 den Mosul zunächst gelege-
nen Schutthügel von Koyundschik durch Ausgrabung zu LIIItCFSLIChCH,
warf jedoch bald, durch die Bewohner, welche allmälig seine Absicht
begriffen, aufmerksam gemacht, seine Thatigkeit mit grösserem Erfolge
auf den 5 Stunden entfernten Schutthügel von Korsabad. Wenige Tage
Arbeit führten dort bereits zur Entdeckung von alabasterbekleideten
Wänden, und da begreiflicherweise das wunderbare Bildwerk, das sich
den erstaunten Blicken darbot, zu verdoppelter Thätigkeit reizte, waren
bald einzelne Säle blossgelegt und, nachdem die französische Regierung
das ganze Dorf Korsabad gekauft und Botta in V. Place einen nicht min-
der thätigen Nachfolger gefunden hatte, ein ganzer Palast, der vom
eigenen Schütte hügelartig bedeckt nun wieder aus seinem fast dreitau-
sendjährigen Grabe erstand.
Im Jahre 1845 hatte endlich der ebenso unternehmende als geist-
volle Layard durch den damaligen Gesandten von Constantinopel Sir
Stratford Canning die nöthigen Mittel erlangt, auch die Flagge Englands
zur Betheiligung an dem vielversprechenden Unternehmen heranzuziehen.
Er wandte sich zunächst nach Nimrud, einen Ruinenhügel fast eine Tage-
reise südlich von Mosul, welcher schon seinem Umfange nach das Be-
deutendste versprach. Die grossartige Platform daselbst trug eine Reihe
von Palästen von welchen einige nach mehrjähriger Arbeit theils auf-
gedeckt, theils für das britische Museum ausgebeutet wurden. Auch
Koyundschik ward in Angriff genommen, und ein grossartiger Palast
eröffnet, mit geringerem Erfolge die Ruinenhügel von Kilch Sehergat
und andere. Bis nach Arban am Kabur und nach Serui an einem Ne-
benflusse des oberen Euphrat liessen sich gleichartige Reste ninivitischer
Herkunft nachweisen.