Chaldäisclme Architektur.
XVandbekleidung.
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Mugeir fanden, in reichem Farben- und Goldschmuck vorstellen dürfen,
x-venn wir hiezu die babylonischen und assyrischen Tempel beiziehen,
von denen sogleich die Rede sein wird. Die Terrassen-Wände aber
waren entweder einfach durch Lisenen decorirt, oder in reicherer Weise
gegliedert, wie diess die Terrassenwand eines Palastes von Warka (die
Sog. Wuswasruine Fig. 34) zeigt. Hier findet man nemlich ein com-
plicirtes Spiel von-Vorsprüngen und abgestuften Vertiefungen, im un-
teren Theile aber eine Decoration von gruppenweise nebeneinander-
gestellten Irlalbcylindern, die man nicht Halbsäulen nennen kann, weil
sie ohne Capitäl und wahrscheinlich auch ohne Base sind und weder
Schwellung noch Verjüngung verrathen. Eine andere Ruine derselben
Stätte (Fig. 3 5) zeigt eine bunte Wandverkleidung, hergestellt durch
kegelförmige Terracottapl-löke von o, 1 M. Lange, welche mit dem spitzen
Ende in Thon gedrückt sind, so dass die rothen, schwarzen und weiss-
lichen Basenflächen aussen verschiedene einfache Muster bilden. Ueber
den bekrönenden Abschluss lässt die geringe Erhaltung beider Ruinen
keine Vorstellung gewinnen.
Die Wuswasruine aber gibt ausser ihrer merkwürdigen Terrassen-
Verkleidung auch noch durch ihr Inneres über den Profanbau einigen
Aufschluss. Man fand nemlich einige aneinanderstossende zimmerartige
Räume, von Wänden umschlossen, die eben so dick waren wie die Zim-
mer breit: eine schwerfallige Unbeholfenheit, welche zeigt, zu welcher
Massenhaftigkeit im Mauerbau das unsolide Ziegelmaterial zwang. Die
vorhandenen Reste erinnern übrigens so an das Arrangement der assy-
Fischen Paläste, dass die Zurückführung der letzteren auf die chaldäischen
Vorbilder keinem Zweifel unterliegen kann, wenn auch die assyrischen
Palastwände durch ihre Alabasterverkleidung etwas leichter hergestellt
Werden konnten. Von fensterartigcn Wandausschnitten hat man in den
Ruinen von Warka wie in Abu-Schareyn keine Spur gefunden.
Dass in der altchaldäischen Periode der Bogen, den wir in Assyrien
schon vollendet, wenn auch spärlich angewandt finden werden, noch
nicht bekannt war, dürfen wir aus einer kleinen Grabkammer schliessen,
Welche in Mugeir aufgefunden wurde. Es ist hier nemlich die Bedeckung
dadurch hergestellt, dass man die Backsteine von einer gewissen Höhe
an unter Beibehaltung ihrer horizontalen Lage allmälig über einander
Vertreten liess, bis sie sich in giebelförmigei- Linie fast berührten. (Vgl.
Fig- 36-) Man darf indess annehmen, dass diese Deckungsart durch
den Sog. falschen Bogen nur bei Räumen von geringer Spannweite in
Anwendung kam, dass aber grössere Räume naturgemass mit liacher
Holzdecke abgeschlossen wurden.
REBER, Gesch. d. a. Kunst. 4,