Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Malerei  
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ducten und besonders Pflanzen ist, so erscheint auch hier die Darstellung 
des Menschen stylisirt, und alle dargestellten Handlungen sind ohne 
Wahrheit und Leben. Wie ferner die Schönheit des Ornaments eine 
gewisse Abgewogenheit der im Einzelnen willkürlichen Farben erheischt, 
so ist auch hier selbst auf Kosten der Naturwahrheit darauf gesehen, 
diese Harmonie und damit eine ornamentale Wirkung zu erzielen. Da- 
her konnte es auch dem Aegypter nicht widerstrebend sein, dieselbe 
Figur in völliger Gleichheit dutzendmal aufzureihen, weil ja jedes Or- 
nament diese periodische Wiederholung erträgt. Doch körnmt hierzu 
noch etwas Besonderes. Obwohl der Inhalt der ägyptischen Malereien 
sich auf eine trockene rein äusserliche Aufzeigung von Vorgängen be- 
schränkt, so hätte die schwache Kunst doch diess Ziel nicht erreichen 
können, ohne eine schriftliche Erklärung beizufügen, welche mit der Dar- 
stellung räumlich und selbst in der Farbenwirkung aufs engste verbun- 
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Fig. 31. Gefangene verschiedener Nationalitäten. Von einem ägyptischen Wandgemälde. 
den ward. Diese Verschmelzung ist demnach weit inniger, als etwa in 
einer illustrirten Chronik, indem die I-lieroglyphe dem Bildwerk verwandt 
und umgekehrt das Bildwerk selbst mehr Hieroglyphenschrift als Bild 
ist. Es bedurfte in der That oft nur eines Schrittes von der Malerei 
Aegyptens zur Hieroglyphenschrift, deren Gränzen nicht einmal immer 
"sicher zu ziehen sind, wie diess besonders bei den Stuckgemälden auf 
Mumienkästen oder bei den Pinsel- und Federzeichnungen auf Papy- 
rus zu beobachten ist, deren flüchtige Ausführung den schriftartigen Ein- 
druck noch steigert. Man könnte sogar die Hieroglyphenschrift selbst 
als die äusserste Consequenz der stylisirten Cultmalerei bezeichnen. 
Mit einer Stabilität, die sonst in allen Culturländern der Welt bei- 
spiellos ist, sind die Malereien Aegyptens im alten wie im neuen Reiche, 
Sohin in einem Zeitraume von mehr als 2000 Jahren, sich fast völlig 
gleich geblieben. Nur scheint die Anwendung im alten Reiche, in wel-
	        
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