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Aegypten.
fig, monstrose Verbindungen von Thier- und Menschenformen herzu-
stellen waren. Von solchen waren die gewöhnlichsten die Sphingen
oder Androsphingen, welche im Gegensatz zu den griechischen Sphinx-
darstellungen männlich, d. h. gewöhnlich mit Kopf und Brust eines
Mannes versehen sind, während der Rumpf der eines kauernden Löwen
ist. Zuweilen ist jedoch dem letzteren statt des menschlichen Hauptes ein
Widder- oder Sperberkopf aufgesetzt, nicht selten indess findet sich
auch der Löwe ohne alles Monstrose selbst im Kopf durchgeführt, in
welchen Werken dann die ägyptische Rundplastik wohl ihren höchsten
Triumph gefeiert hat. (Vgl. Fig. 28.) Auch Widder kommen als
Sphingen vor, besonders an Ammon- oder Knuphistempeln. Der
bedeutendste Androsphinx aber ist der weltberühmte Koloss von Giseh,
der riesige Wächter des Pyramidenfeldes daselbst, mit dem Kopf Thut-
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Fig. 28. Löwe aus röthlichem Granit im Brit. Museum.
mes IV, wie überhaupt die Sphinxhäupter gewöhnlich Könige repräsen-
tirt zu haben scheinen. Dieser Koloss, wohl das gewaltigste Denkmal
der Welt, welcher zwischen seinen ausgestreckten Vorderpranken an
der Brust Raum genug für eine dort eingefügte Kapelle darbietet, ist
jedoch leider trotz mühevoller Aufdeckung wieder bis an den Kopf,
dessen Antlitz an 40' in der Länge misst, vom Wüstensande des Pyra-
midenplateaus verschüttet.
Die Mehrzahl dieser Werke wurde mit bewundernswerther Geduld
in den härtesten Materialien, in grauem, rothem und schwarzem Granit,
Diorit, Syenit und Basalt mit Meissel und Polirstein hergestellt. Kalk-
stein und Alabaster wurden an kolossalen und lebensgrossen Werken
seltener verwendet, dafür aber um so häufiger bei Arbeiten kleinerer
Dimensionen, für welche auch gebrannter Thon mit blau oder grün
glasirter Oberfläche, wie kostbare Gesteinarten, nemlich Achat, jaspis,