Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Aegypten. 
vorbereiten sollten. Der Eingang in den Vorhof wird von zwei gewaltigen 
Thürmen (Pylonen) flankirt, steilen abgestumpften Pyramiden vergleich- 
bar. Von den Wandflächen dieser Kolosse, welche mit koilanaglyphen 
Gemälden bedeckt sind, zeigt nur die Fronte einige Gliederung durch Ein- 
schnitte, welche einst, wie Wandgemälde im Vorhof des Chonstempels 
von Karnak und in einem der Gräber von El Amarna (Lepsius III, 
243. 94.) lehren, zum Einsetzen mächtiger F laggenmasten dienten. Die 
Thürme sind mit dem Hohlkehlengesimse bekrönt, dessen umschnür- 
ter Rundstab sich auch an den Kanten herabzieht. Das Innere ist von 
Treppen und Kammern durchzogen, deren Beleuchtung nur kümmer- 
lich durch schartenartige Lucken vermittelt wird. Einige classische An- 
deutungen machen es mehr als wahrscheinlich, dass die Platform der 
Pylone, voraussetzlich die höchsten Punkte Thebens wie der Nilebene 
überhaupt, als Observatorium für die ägyptischen Astronomen oder 
Astrologen diente, wodurch die Kolosse ausser ihrem monumental-deco- 
rativen auch einen praktischen Zweck erlangten. Den Pylonen waren ge- 
Südtempel von Karnak. 
wohnlich noch zwei oder vier sitzende Kolossalstatuen vorgesetzt und 
ausserdem manchmal zum Zwecke der Aufnahme der Weiheinschriften 
des Tempels noch zwei Obeliske, die zu den eigenthümlichsten Schö- 
pfungen Aegyptens gehören. Sie sind den Pyramidaldenkmälern ver- 
wandt oder vielmehr selbst nichts anderes als kleine auf Stelen gesetzte 
Pyramiden, von welchem Typus nur wenige abweichen, wie ein Obelisk 
von Karnak, dessen Bekrönung ein spitzbogiges Profil zeigt (Leps. III, 6.) 
und der Obelisk von Begig oder Medinet el Faium (L. II, 11g), dessen 
Spitze ganz abgerundet ist. Wesentlich daran ist, dass diese Malzeichen 
monolith sind, was ihnen in der Erinnerung an die ungeheure Schwie- 
rigkeit ihrer Gewinnung in den Granitbrüchen, ihres Transports und 
ihrer Aufstellung einen noch imposanteren Charakter verlieh. Die Pas- 
sion der späteren römischen Kaiser für die Obeliske hat viele derselben 
nach Rom versetzt, wo sie noch einen namhaften Schmuck der Stadt 
bilden, die meisten liegen gestürzt in tiefer Verschüttung, einzelne jedoch
	        
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