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Aegypten
Abwechselung walten liess, so hatte sie auf die anderen Säulen die Rück-
wirkung, dass man, um die Harmonie nicht zu stören, allenthalben das
Schnürband in dem Maasse weiter unter dem Säulenhalse umlegte, als es
die Höhe des Palmencapitäls erforderte (Fig. Das namentlich in der
Ptolemäerzeit überhandnehmende Streben nach Schlankheit führte es
endlich mit sich die Deckplatte nicht blos in einen Würfel zu verwan-
deln, sondern diesen selbst bis zur doppelten Capitälhöhe anwachsen zu
lassen, in welchen Fällen es mit Hathor- oder Typhonmasken, ja selbst
mit der ganzen Zwerggestalt des Typhon geschmückt zu werden pflegte.
In seltenen Fällen sind in Tempelhöfen die Säulen durch Pfeiler er-
setzt, welche jedoch durch vorgestellte Osirisstatuen, manchmal auch
durch Typhongestalten maskirt werden. Diese haben keinerlei Func-
tion, sind also nicht mit den Kaiyatiden
G z und Telamonen Griechenlands zusam-
menzuhalten. (Fig. 15.)
Die Mannigfaltigkeit der Säulen-
K? und besonders Capitälformen theilt das
Sä l l Gebälk nicht. Dieses besteht aus nur
i b, zwei Gliedern, von welchen das untere
t e? die Säulen oder Pfeiler von einem Mittel
f derselben zum andern spannend als Ar-
( g chitrav verbindet, während das obere
l i die horizontale auf den Architraven
"Y l aufruhende Decke repräsentiit, deren
Steinbalken am ausseren Ende durch
l ein stark ausladendes hohlkehlenartiges
l Gesims verhüllt wurden. Zwischen bei-
den Gebälkgliedern zieht sich ein Rund-
. stab hin, welcher in seinem Ornamente
Wg I5 osirisp,eiler_ einem durch ein foitlaufendes Band ver-
schnürten Stabbündel nachgebildet zu
sein scheint. Die Hohlkehle des Gesimses ist durch aufwärts und leicht
nach aussen gebogenes Schiltblatt charakterisirt, der Architrav dagegen
mit Hieroglyphen bedeckt. In späterer Zeit wird die Auszierung
reicher, namentlich erscheint die Uräosschlange in langen Reihen als
Ornament des Gesimses.
Der Säulenschmuck hatte sich indess im neuen Reiche von jenen
Stätten zurückgezogen, wo wir ihn zuerst gefunden, nemlich von den
Grottengräbern. Obwohl gerade diese so sehr in Aufnahme kamen,
dass sie selbst den thebaischen Königen anstatt der Pyramiden als Ruhe-