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Aegypten.
Wenn aber auch nach den Beweisen von Benihassan die beiden
Ordnungen der Pfeilersäule und der Lotossäule bereits in der Periode der
12. Dynastie bis zu einem gewissen Grade entwickelt waren, so scheint
doch eine breitere Anwendung der Säulenarchitektur im alten Reiche
nicht vorausgesetzt werden zu dürfen. Auch die Periode der Occupation
des Nillandes durch die aller Cultur feindlichen no-
i madisirenden Hyksos vom 22. bis 16. jahrh. v. Chr.
G g Q E, W konnte der Weiterbildung und Anwendung künst-
lerischer Errungenschaften nicht günstig sein. Diese
l lässt sich vielmehr erst im neuen thebaischen Reiche
nachweisen, welches von der 18. Dynastie an (von
ggf; O L itsi rechnet zu werd n flegt. Erst
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von dieser Zeit an scheint man den Säulenschmuck
i in grösseren Dimensionen namentlich an den Tem-
K pcln verwendet zu haben, und in diese Zeit fällt
E], auch die typische Weiterbildung der gegebenen
21,2 Säulenformen.
'19 Die sog. protodorische oder richtiger die poly-
gonale canellirte Pfeilersäule, einst (in den Gräbern
von Benihassan) die vorherrschende Form, kam nun
" in Abnahme. Ihre Schlichtheit entsprach dem Stre-
ben nach Formenreichthum, wie er sich jetzt mächtig
ß geltend machte und Millionen Meissel in Bewegung
setzte, so wenig wie der Farbenlust, welcher der
canellirte Schaft nur an einer nicht canelliiten Fläche
ist Raum bot. Doch suchte man auch dieser Form,
w wenn auch in sehr seltener Anwendung, eine weitere
A8 Existenzberechtigung zu verschaffen durch die Er-
"uäßrmu findung einer wesentlichen Zuthat, nemlich eines
_ Capitäls statt der zu dürftigen Platte, welche vorher
_ den Uebergang vom Schäfte zum Gebälke unzuläng-
Fig_1[_ Säulevonsedeinga. lieh vermittelt hatte. Hiefür aber sah man vom ve-
getabilischen Vorbilde ab'und wählte ein mensch-
liches und zwar weibliches Haupt, oder vielmehr gewöhnlich eine
vierfache, um einen cubischen Kern gelegte Maske, und schmückte diese
Bildung mit einem kapellenartigen Kopfputz. Die Säule wurde dadurch
zur hermenartigen Janus-Quadrifrons-Karyatide und gestaltete sich
nicht ohne Reiz, doch scheint ihre im Bildniss der Gottheit (Hathor)
liegende beschränkte Anwendbarkeit ihrer Weiterverbreitung im Wege
gestanden zu sein (Fig. 11).