456
Rom.
reichen, während das umfangliche Mosaik mit palästrischen Figuren aus
den Thermen des Caracalla t jetzt im Lateran) in die Zeit dieses Kaisei-s
gehört, manche andere aber, zum Theil (namentlich die in den entle-
generen Provinzen entdeckten) ziemlich rohe sogar noch aus späteren
Zeiten stammen. So Tüchtiges aber auch besonders im Gebiete der
Komödiendarstellungen wie des Pr0spect- und Thiermosaiks zuweilen
entgegentritt, so ist doch nicht zu verhehlen, dass, wie diess Semper
dargethan, das Mosaik seine Gränze überschreitet, sobald es über We-
bemuster des Teppichs hinausgeht und vergessen machen will, dass es
sich als ebener Fussboden hinstreckt, auf dem man auch ohne schein-
bares Hinderniss wandeln soll.
ßUeber den Ausbruch des Vesuv hinaus, welcher im Jahre 69 v. Chr.
durch eine wunderbare Fügung des Schicksals die Kunstschätze der drei
campanischen Städte Herculaneum, Pompeii und Stabiä der Nachwelt
erhielt und zugleich demjenigen, welchem wir die reichste Fülle schrift-
licher Aufzeichnungen verdanken, dem Plinius, das Leben kostete, wird
sich schwerlich die Geschichte der alten Malerei je im Zusammenhange
verfolgen lEISSCILu So schliesst Brunn mit Recht die Geschichte der
griechischen Maler. Denn was darüber hinausgeht, selbst wenn mit
Namen belegt, verdient nicht mehr den Namen Kunst und ist nichts
weiter, als flüchtige, rohe Decoration, wie sie z. B. die Bedientenstuben
der Vigna Nussiner am Südabhange des Palatin, durch das rücksichtslos
daraufgesetzte Sklavengekritzel in neuerer Zeit zu einiger Berühmtheit
gelangt, zeigen, oder Dilettantenarbeit. Der hauptsächlichste uns noch
zum Theil erhaltene Schauplatz dieser in handwerksmässiger Flüchtig-
keit und Rohheit sich auslebenden Kunst aber waren die Gräber, und
hier gränzen, wie in der Basilika in baulicher und in den Sarkophagen
in plastischer Hinsicht, so in der Malerei die Gebiete des Alterthums
und der christlichen Zeit in kaum erkennbaren Uebergängen aneinander.
Als aber das Christenthum seine Auferstehung aus den Grüften feierte,
knüpfte es in seiner monumentalen Kunst an jene Stufeides Verfalls an,
welche die Malerei in den heidnischen wie christlichen Katakomben des
vierten Jahrhunderts erreicht hatte, ja das Sinken der Kunst setzte sich
sogar noch Jahrhunderte lang fort, bis das Germanenthum wie über-
haupt dem Volksleben so auch der künstlerischen Thätigkeit einen
neuen Odem einhauchte.