Malerei.
Die Prospect
und architeklonisirende Malerei.
Mosaik.
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und dem tiefen Sinne für Polychromie, welcher wohl auf hellenische
oder wenigstens hellenistische Vorbilder zurückgehend selbst noch der
römischen Verfallszeit im Vergleich mit unserem grauen Jahrhundert
innewohnte, so lebhaftes Zeugniss geben. Und dazu welche gewaltige
sich fast auf alle Räume erstreckende und dabei auf jede Patronen- und
Schablonenarbeit verzichtende Schaffensfreudigkeit! Nicht ein Amulius
allein, welcher zwangsweise das goldene Haus des Nero ausmalte und
seiner würdigen und farbenprächtigen Gemälde wegen von Plinius ge-
rühmt wird, sondern ebenso viele Künstler als jetzt handwerkliche De-
corationsmaler waren allenthalben beschäftigt, die Wände mit Gemälden
und Ornamenten zu bedecken und namentlich um die Zeit des Nero
musste nach dem Befund der verschütteten campanischen Städte der
Betrieb der künstlerischen Decorationsmalerei lebhafter gewesen sein,
als wir ihn zu irgend einer andern Zeit annehmen dürfen.
ja sogar die Fussböden sollten an dem heiteren Farbenschmuck
theilnehmen, der sich über alle Wände ergossen hatte. Von der Be-
gründung der Fussbodenmalerei in Mosaik am pergamenischen Kö-
nigshofe durch Sosos wurde bereits im Abschnitte über hellenische Ma-
lerei Erwähnung gethan und zugleich darauf hingewiesen, dass dabei
wohl nur an die als von Sosos angestrebte und erfundene illusorisch
wirkende Musivmalerei zu denken ist, da die Herstellung von Teppich-
mustern und überhaupt die lediglich ornamentale Mosaikarbeit weit
älter sein muss. Des Sosos trinkende Tauben aus dem wungekehrten
Saalu scheinen auch ein beliebtes Sujet für diese Technik geblieben zu
sein, wie aus drei bekannten Nachbildungen hervorgeht, wovon die auf
dem Aventin gefundene jetzt im lateranischen Museum beßndlich) so-
gar einen Künstlernamen, Heraklitos, trägt. Wenn sich übrigens auch
sonst Mosaicistennamen finden, so verdienen diese hier so wenig eine
Stelle, wie etwa die zahlreichen Namen der Vasenmaler, da die Musiv-
malerei mehr Technik als Kunst ist und gerade durch das Mühsame der
ersteren eine eigentlich künstlerische Thätigkeit fast unmöglich macht.
Das weitaus bedeutendste Werk der Art aber, das über 4 M. lange und
2 M. breite vermuthlich eine Alexanderschlacht. darstellende pompeia-
nische Mosaik, zugleich das namhafteste erhaltene Historiengemälde
des Alterthums, welches aber wohl eher auf ein griechisches Vorbild
wie auf die oben besprochene römische Schlachtenmalerei zurückgeht.
Zeigt leider keinen Künstlernamen. Der grössten Mehrzahl nach sind
die bekannten Mosaiken, weil aus Herculaneum und Pompeii stammend,
in die Zeit des Nero zu setzen; doch könnte das pränestinische mit sei-
nem ägyptisirenden Prospectgemälde in die sullanische Periode hinauf-