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Rom.
naturalistische Durchführung, ohne zusammenhängenden Sinn erreicht
werden; im Gegentheile hatte gerade die phantastische Unrealität, ja
Unmöglichkeit, wie sie auch an den japanischen Lackmalereien haupt-
sächlich wirkt, ihren Reiz.
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XVandgem älde von Hcrculaneum.
Aehnlich verhält es sich mit einem anderen Zweige der römischen
Decorationsmalerei, nemlich der arehitektonisirenden Aus-
schmückung, die unter dem Namen des pompeianischen Styls allbc-
kannt ist. Schon in Augustus Zeit tadelt Vitruv das Urnsichgreifen einer
Richtung der Scenographie, welche allem structiven Gesetze Hohn
spreche und in ganz unmöglicher Weise rohrartige Säulen ohne Trag-
kraft mit mächtigen Giebeln und Obergeschossen über einander thürme.
Sein Tadel erscheint jedoch ganz ungerechtfertigt. Denn gerade eine
auf Illusion abzielende Architekturmalerei, wofern sie nicht architekto-
nisch Nöthiges oder schmückendes ergänzt, wäre und ist als verwerflich
zu bezeichnen, nicht aber jene phantastisch spielende Art, Welche ana-
log der Prospectmalerei von vornherein auf Realität verzichtet und jeder
derartigen Illusion sogar geflissentlich aus dem Wege geht. Denn nicht
lügenhaft, sondern dichterisch sollten die Räume durch jene Architek-
turmalerei enveitert werden, welche nur traumartig und märchenhaft
den Blick ins Weite führend beschäftigen und die engen Wände der
kleinen Gemächer durchbrechen sollten. Daher auch die frischen, kei-
neswegs realistischen Farben, welche nur in Teppichwirkung zusam-
mengestellt nicht täuschen, sondern schmücken und erfreuen sollten,