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Rom
Literatur
und Kunst
die
der
Bibliothek!
und Pinakothcksäle.
Von
den Formen hiefür scheint Manches in die hellenistische Zeit zu gehe"
ren, worauf die BCZGlClIIIUIIg des ägyptischen und kyzikenischen Saales
hinweist, namentlich die Erweiterung der Räume durch Saulenstelhlng,
wie im vviersäuligenu Saal oder im vägyptischena, in welchem letzteren
ein übereinander gedoppeltes Säulenrechteck das Mittelschiff über die
Nebenschiffe emporhob. Doch trat auch die Gewölbetechnik in ihr Recht
ein, in welchem Falle dann die Säulen mehr decorativ an die Wände
gerückt wurden, wie im sog. korinthischen Saale. Dabei handelte es
sich viel um kostbaren farbigen Marmor für die Schäfte, um reiche Ver-
goldung in den Laeunarien und Decken ja selbst in den nicht selten
bronzenen Capitälen, kurz um reichen Schmuck, wie er auch dem Ge-
wölbehau vorzugsweise zusagend war.
Einer von den Sälen des vornehmen Wohnhauses aber erfordert,
wenn er gleich verhältnissmässig selten sein mochte, durch seine im-
mense Bedeutung für die Zukunft, eine besondere Betrachtung, nemlich
die Privatbasilika. Diese wird als für den Mann von Stand und Würden
ilöthig, vweil in dessen Hause sowohl Staats- als Privatberathungen
abzuhalten und schiedsrichterliehe Erkenntnisse zu fallen warenu, schon
in augusteischer Zeit erwähnt und kann wohl nicht anders als bis auf
einen gewissen Grad den öffentlichen Basiliken auf dem Forum aus der
Zeit der Republik, der Porcia, Aemilia, Sempronia und Opimia nach-
gebildet gedacht werden. Doch scheint sie sich mit dem Urtypus der
Poreia verglichen in zwei nicht unwesentlichen Beziehungen schon von
vorneherein geändert zu haben. Erstlich in Bezug auf die Lichtzufuhr:
denn da der in den Hauscomplex eingeschlossene Saalbau nicht mehr
die Anbringung von Fenstern an der Aussenseite wie bei der forensen
Basilika ermöglichte, so hatte man nur die Wahl das nöthige Licht durch
hypäthrale Deckenbildung zubeschaffen oder nach Art des ägyptischen
Saales durch Ueberhöhung des Mittelschiffes und Anbringung von Fen-
stern in dieser. Man wählte das Letztere, ward aber dadurch zu einer
weiteren Modification gedrängt. Denn auf ein zweigeschossiges Säu-
lenrechteck ausser Decke und Dach auch noch eine höhere Wand zu
stellen, musste dem solidbauenden Römer bedenklich erscheinen, in-
dem namentlich die Ecken in Gefahr sein musstenzu knicken, und einen
kräftigeren Abschluss, als ihn übereinander gestellte Säulen darboten,
dringend erforderten. Um einen solchen zu gewinnen, brauchte man
nur die Allseitigkeit der Nebenraume aufzugeben und diese nur zwei-
seitig als zwei Nebenschiffe herzustellen, wodurch die Wände der Schmal-
seiten selbst hiefiir in Thätigkeit gezogen und geeignet vorgeriehtet