Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Aegypten. 
das Niveau der Umgegend erheben muss, wie das selbst die moderne 
Beerdigungspraxis zeigt. Gesteigerte Dimensionen dieses Hügels er- 
heben ihn zum selbständig Monumentalen. Viele, selbst hochbegabte 
Völker liessen es dabei bewenden und begnügten sich mit imposanten, 
naturgemäss kegelförmig aus Erde aufgeschütteten Hügeln über der 
Bestattungsstelle. Andere setzten den Erdkegel auf einen niedrigen 
Cylinder, wodurch er mehr bauliche Form erhielt; die Aegypter und 
Mesopotamier aber verliessen die Kegelform und bildeten bei recht- 
eckigem Grundplan mit ebenen Flächen die Pyramide. Den Aegyptern 
im Gegensatze zu den Chaldäern eigenthümlich sind hiebei die nach 
innen geneigten Flächen, wodurch sie auch die stereometrische Form 
der Pyramide rein erreichten. Diese Endet sich namentlich in den Idealen 
von Pyramiden, in den Denkmälern von Giseh bei Cairo. 
Von dem weiten Todtenfelde von Giseh (Fig. 1) ragt in der Pyramide 
des Cheops (Chufu, Suphis), des ersten oder zweiten Königs der vierten 
Dynastie, nicht blos das grösste derartige Denkmal, sondern eines der 
gewaltigsten Werke aller Zeiten zum Himmel empor. Bei einer Grund- 
linie von 448 altägyptischen Ellen (7 67' 4" englisch) erreichte sie im un- 
versehrten Zustande eine senkrechte Höhe von 280 Ellen (47g'  von 
welcher jetzt 29', d. h. die ganze Spitze verloren gegangen sind. Die 
ursprüngliche Höhe liess sich aus dem Winkel (51" 21') einiger noch 
am Basament in ihrer ursprünglichen Lage erhaltenen Blöcke der sehr 
exact gearbeiteten Verkleidung berechnen. Höchst überraschend ist der 
diesem Riesenwerke zu Grunde gelegte mathematische Calcul; es ergab 
sich nemlich, dass die Höhe zur Axe sich genau verhält wie 5:8, und 
dass die Höhe von der Grundlläche an in sieben gleicheTheile zu 40 Ellen 
sich gliedert, von welchen der untere von dem Niveau des Basaments bis 
zum Boden der sog. Königinkammer, der nächste bis zum Boden der 
Königskammer, der dritte bis zum Scheitel des oberen Deckungsraumes 
derselben (der sog. Campbell-Kammer) reicht, während der übrige 
Raum bis an die Spitze der Pyramide noch das Vierfache dieser Maass- 
einheit misst. Die ganze Pyramide ist massiv aus Quadern aufgemauert 
und wird nur von wenigen schmalen Gängen und Kammern durch- 
brochen (Fig. z). Wie bei den meisten Monumenten der A11 befindet 
sich der Zugang in einiger Höhe über dem Basament und fühlt zu einem 
in sanfter Neigung schräg abwärts gerichteten engen Corridor, welcher 
so lange durch giebelförmig gegen einander gelehnte Steinblöcke ge- 
deckt ist, bis sich derselbe unter gleichem Winkel (260 41') als Stollen 
in den Felsboden fortsetzt. An diesem Punkte aber zweigt ein schräg 
aufwärts führender Corridor ab, welcher auf halbem Wege noch einen
	        
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