Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Architektur. 
WVasserleitungen. 
Thermen. 
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ohne Druckwerk auf der Höhe der Hügel und auch hier in Prachtbrun- 
nen mit bedeutendem Fall münden konnten.   
Den grössten Theil des Wassers aber erforderten die Bäder, welche 
in derKaiserzeit in den sog. Thermen von dem Bedürfnisse zu maass- 
losem Luxus und zu einem der Hauptgegenstände der Gunstbuhlerei 
der römischen lmperatoren bei dem Volke ausarteten. Wenn man spä- 
ter ohne die öffentlichen Kaiserthermen 8 56 Privatbäder zählte, welche 
gegen Entschädigung von Jedermann benutzt werden konnten, so gibt 
diess schon einige Vorstellung von der Bedeutung und Ausdehnung, 
welche der Badegebrauch, seit der Tiber allein nicht mehr genügte, ge- 
wonnen, die aber durch die Thermen noch mehr als verdoppelt wurde. 
Der erste Gründer einer solchen Anlage war Agrippa 25 v. Chr., wahr- 
scheinlich angeregt durch das Vorbild der griechischen Gymnasien. 
Wie aber das Verhältniss der vormals überwiegenden Leibesübung zu 
der Leibespllege in der Kaiserzeit sich umgekehrt hatte, indem die er- 
stere den Linbestritteilen Herrn der Erde weniger nöthig schien, die 
letztere aber über das Bedürfniss weit hinausgehend mehr und mehr 
den Charakter des Genusses annahm, to treten auch in den Ther- 
men die Räume für ernstliche körperliche Uebungen, der Hauptbestand- 
theil der griechischen Gymnasien, zurück hinter der Abtheilung für 
Körperpflege und Genuss, ncmlich für das zum Bade vorbereitende 
mehr ergötzliche Spiel und für das vornehmlich warme Bad, von wel- 
chem letzteren auch die ganzen Anlagen den Namen vThermena er- 
hielten. Die vormaligen Badekammern wurden daher auch zu gewalti- 
gen Sälen, welche die bedeutendste Gelegenheit zur Entfaltung der im- 
posanten Saalarchitektur der Römer darboten. 
Diess würde schon der einzige Saal, welcher von den Agrippa- 
thermen sich erhalten, beweisen, der merkwürdige Kuppelbau (Fig. 
225), Welcher seiner Schönheit wegen von Agrippa selbst unter Voran- 
stellung einer tempelfrontartigen Porticus nachträglich in einen Tempel, 
das sog. Pantheon, umgewandelt wurde und, abgesehen von seiner nicht 
für einen freistehenden Bau angelegten und desshalb nur durch den 
Charakter der Solidität und sonst nicht vortheilhaft wirkenden Aussen- 
seite, seiner harmonischen Verhältnisse wegen die Bewunderung ver- 
dient, die ihm von jeher zu Theil geworden. Ob die nächsten Ther- 
men, wie die des Nero, Titus, Traian, Commodus, die der bahnbre- 
chenden Anlage des Agrippa nachfolgten, diese überboten, können wir 
nach den zum Theil ganz unbedeutenden Resten nicht mehr beurthei- 
len; doch ist es zweifellos, dass diess bei den Anlagen des Cai-acalla 
und des Diocletian der Fall war, von welchen die ersteren noch den
	        
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