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Rom.
erscheinen liess, was bei dem porösen Steinmaterial der Römer doppelt
erwünscht erscheinen musste. Doch konnten freistehende Säulen und
mit diesen die complicirten Eckcapitäle namentlich an Tempelfronten
nicht umgangen werden, deren Gestaltung den Römern, welche wo
möglich nach einem Modell und einer Blechform das Ganze uniformir-
ten, höchst beschwerlich fallen musste. Es ist demnach lediglich als
eine Consequenz des römischen Architektursystems zu betrachten, wenn
freilich erst in späterer Zeit eine ionische Capitälform auftrat,
Fig. 221.
Tempel der
Fortuna Viri
welche unter Weglassung der Polsterbildung die Volutenfronte an den
vier Seiten zeigte, von der Erscheinung der beiden Aussenseiten der
Ecksäule ausgehend, Welche lediglich auch an den beiden anderen
Seiten wiederholt zu werden brauchte (Saturntempel am Clivus Capito-
linus). Im Gebälk blieb man bei dem Einfachsten stehen, vielleicht nur
desshalb, Weil die ganze Ordnung überhaupt nur zu verhältnissmässig
spärlicher Anwendung gelangte.
Denn ehe man zu jener allerdings nicht Linpraktischen aber un-
künstlerischen und stylwidrigen Verzerrung sich entschloss, durch