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Rom.
architektonische Detail. Der dorische Styl, als in Unteritalien und
Sicilien vorwiegend im Gebrauche, musste ihnen die nächsten und zahl-
reichsten Vorbilder liefern, fand aber nichts destoweniger den gering-
sten Anklang. Ob daran die Aehnliclikeit und Abstammungsgleichheit
des tuscischen und dorischen Styles oder die diametrale Entwicklungs-
verschiedenheit beider den grösseren Antheil hatte, wird schwer zu sa-
gen sein; jedenfalls kam die dorische Säule gar nicht in Aufnahme und
wegen der Beibehaltung der schmächtigen, höchstens durch Einschie-
bung ionischer Kymatien etwas alterirten und noch schlanker gemachten
tuscischen Säule (F ig. 21g) in ihren weiten Abständen konnte auch von
dem dorischen Gebälk nur eine ver-
l schrumpfte, lediglich ornamentale Aussen-
nachbildung herübergenommen werden.
Der Architrav schwand zu einem schmalen
Streifen zusammen oder verband sich viel-
mehr so mit dem Triglyphenfriese, dass
_ beides zumeist, was bei kleineren Tempeln
wohl möglich war, in einem Steinbalken
hergestellt wurde, wobei allerdings der
selbständige wuchtige und structiv bedeut-
same Charakter dieser beiden dorischen
j Gebälkglieder aufgegeben war. Die klein-
liehen und darum auch vermehrten Tri-
Fig. 21g. Toskaiusclic Halbsziule vom
flavischen Amphirhearer. glyphen zeigen die Schlitze oben horizontal
abgeschnitten, die sog. Tropfen aber ver-
längert und mehr konisch d. h. nach unten an Durchmesser namhaft
zunehmend, während die entsprechend kleinen Metopen entweder ganz
ohne plastische Füllung bleiben oder mit Rosetten, Pateren und Bu-
kranien (Stierschädeln) geschmückt wurden, welche letztern wohl auf
den alten Gebrauch, die Schädel der geschlachteten Opferthiere in
ziemlich barbarischer Schaustellung an das Holzgebälk zu heften, zu-
rückgehen. Auch das Kranzgesimse nahm in der Regel die schräg ab-
wärts geneigte Bildung des dorischen Geison nicht auf, wie auch die
Mutuli (Hängeplatten) ihre Tropfen verloren und zu schlichten Krag-
steinen sich vereinfachten (Fig. 220). Manchmal mischten sich auch
ionische Elemente dem dorischen Gebalke bei, wie der Sarkophag des
L. Corn. Scipio Barbatus (Consul 298 v. Chr.), jetzt im Vatican, zeigt,
an welchem, abgesehen von den ionischen Voluten des Deckels, über
dem dorischen Triglyplienfries ein ionisches Gesimse mit Zahnschnitt
erscheint; ja nicht selten ward der Dorismus im Gebälk ganz ver-