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Rom.
Etruskern "besorgt. es wird sogar ausdrücklich berichtet {Plinius
XXXV. 12. 45. 15.; nach Varro), dass bis zum 17. Jahre nach Vertrei-
bung der Könige, nemlich bis zur Erbauung des Cerestempels am Cir-
cus, an den römischen Tempeln Alles etruskisch war, d. h. Wohl nicht
blos im tuscischen Style, welcher vielmehr allgemein altitalisch ge-
nannt werden dürfte, sondern von etrurischen Händen oder wenigstens
unter der Leitung von Künstlern des nördlichen Nachbarvolkes, welches
überdiess auch, zwischen Capitolinrls und Palatinus, wo bis in späteste
Zeit der Name des Vicus Tuscus an sie erinnerte, angesiedelt, von der
gemischten Bevölkerung des ältesten Rom einen nicht Lmbeträchtlichen
Bestandtheil bildete.
Der genannte Cerestenxpel selbst war noch dreicellig (Ceres, Liber
und Libera) und dazu aräostyl (mit sehr weitstehenden Säulen), was
noch aus den gleichwohl einer späten Restauration angehörigen Resten
in S. Maria in Cosmedin zu entnehmen ist: somit noch tuscisch dispo-
nirt. Wie aber mit ihm der griechische Einfluss in Bezug auf die Aus-
schmückung sich geltend zu machen begann, obgleich nicht, um sofort
zur ausschliessenden Herrschaft zu gelangen, so konnten auch die fol-
genden Tempelbauten sich der hellenischen Einwirkung nicht länger
entziehen, die sich zunächst von dem hellenischen Unteritalien aus gel-
tend machte. Doch vermochte diese ebenso wenig die einheimischen
altitalischen" Traditionen zu verdrängen, sondern musste sich begnügen,
neben denselben eine mehr decorative Stellung zu erlangen, da eine
vollständige Heriibernahme ohne radicale Beseitigung des Einheimi-
schen nicht möglich war. Es scheint sich auch die Disposition des Tem-
pels mit seinem annähernd quadratischen Plan und seiner Zwei-
theilung in den Saulenvorraum und die von den Cellen eingenommene
Rückhälfte noch eine Zeit lang unverändert erhalten zu haben, wie der
von Camillus 367 v. Chr. gelobte Concordientempel auf dem Forum
am Fusse des Capitolinus zeigt, welcher seinen Plan auch bei späteren
Restaurationen, der Nachbargebäude und des steilen Hügelabhanges
wegen, an welchen er seine Rückseite lehnte, nicht mehr strecken
konnte. Doch musste endlich das entschiedene Oblongum des helleni-
schen Tempels, dessen Fronte sich zur Länge annähernd wie 1 : 2 ver-
hielt, über das schwere Verhältniss des tuscischen Tempelplanes den
Sieg erringen, sobald mit der Durchführung des Steinbaues im Gebälke
die tuscischen Säulenweiten nicht mehr zulässig erschienen und na-
mentlich auch der Herstellungider übermässig breiten Tempelfacade er-
hebliche Schwierigkeiten erwuchsen. Allein trotzdem blieb die etruri-
sche oder altitalische Zweitheilung des Tempels insofern bestehen, als