Plastik.
Die hellenische Periode.
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Ruhebank, Sonnenschirm, Waschbecken, Lituus, Horn, Flöten und
Kithara. In den Reliefs des anderen Sarges aber war für die eigentlich
etrurischc Auffassung durch die gewählten Darstellungen keine Gelegen-
heit geboten. Denn Amazonenkampf und heroische Kämpfe von nack-
ten Jünglingen zu Pferd und zu Fuss gaben zu realistischer Behandlung
keinen Raum._ Sie erscheinen daher fast ganz griechisch, aber unge-
schickt und äusserlich und berechtigen durch ihre genaue Nachahmung
hellenischer Figuren, wie durch ihre Compositionsgebrechen zu der von
Brunn aufgestellten Vermuthungz. dass die etruskischen Künstler nicht
blos einer Art von Vorlagenbücher sich bedienten, aus welchen sie
hellenische Compositionen copirten, sondern auch, wenn sie einen Ge-
genstand "darzustellen hatten, für welchen sie kein ganzes Vorbild be-
sassen, einzelne Gruppen aus verschiedenen Vorlagen zusammen-
setzten. In dem von zwei Löwen angegriffenen Stier und dem von
zwei Greifen zerfleischten Pferde aber, wie diess die beiden Schmal-
seiten desselben Sarges zeigen, möchte ich eher noch eine Nachwir-
kung nicht blos orientalischer Motive sondern selbst asiatischen Styles
erkennen.
Die Terracotten dieser Zeit zeigen dieselbe hellenische Richtung,
aber in gleicher Aeusserlichkeit und Beziehung auf Spatgriechisches. S0
namentlich die Stirnziegel eines volsinischen Sarkophags (M. d. Inst.
VI. tav. 72. Brunn) und in sehr reicher Vertretung die vorwiegend Nord-
etrurien (Volterra, Clusium und Perugizl) angehörenden Urnen, welche
jedoch auch in Alabaster, Tuff und Travertin (Perugia) vorkommen und
die jüngste Periode 150-100 v. Chr. repräsentiren. Fanden wir schon
auf dem letztbeschriebenen Sarge griechische Darstellungen, so erschei-
nen diese jetzt als Regel, wenn auch eine gewisse Vorliebe für einzelne
zu genauerer Kenntniss gelangte Mythenkreise nicht zu verkennen und
einheimische Zuthat zu bemerken ist.
Von jüngeren Bronzewerken, der gravirten Zeichnungen an Cisten
und Spiegeln, wovon unten gehandelt werden soll, nicht zu gedenken,
tritt als das bedeutendste statuarische der sog. Mars aus Todi im Vatican
auf, der allerdings nach der Inschrift umbrisch ist, aber hieher gehört,
wenn wir festhalten, dass die Bezeichnung MEtTUYlSClICYa Kunst zu eng und
diese richtiger den Namen der ))ltZ1llSCl'1C11c( oder wenigstens vmittelitali-
schenu tragen sollte. Tüchtig in allem Detail und allenthalben bereits
später-n hellenischen Styl verrathend erscheint er doch ohne organisches
Verständniss, ungefüge und schwerfallig. Aehnlich sind andere Krie-
gerstattlen (Micali, Mon. in. 12. u. Ant. Mon. 39) ; der Knabe mit der
Ente im Museum zu Leyden aber wurde trotz seines trockenen Gesichts