Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Etrurien. 
aber vielleicht an Altervon jenem wenig oder gar nicht verschieden. 
Wie hier der fehlende Obertheil grossentheils in gegossener Bronze her- 
gestellt war, so enthielt auch der peruginische Wagen Bronzestatuetten 
in massivem Guss an den Deichselenden und Brüstungsriindern, deren 
Herstellung aber wie auch an Griffen von Geräthen u. s. w. sehr hand- 
werksnlässig gewesen zu sein scheint und an das häufige Vorkommen 
solchen Zierwerkes an Geräthgriffen, Mobilien, Wagen u. s. w. auf 
ninivitischen Reliefs erinnert.  
Von grösseren, statuarischen Bronzen, welche damals massenhaft 
entstanden sein müssen, da um 260 v. Chr. Volsinii allein im Besitz 
von 2000 Bronzestatuen gewesen sein soll, hat sich nur eine einzige als 
etrurischer Herkunft ziemlich gesicherte aus dieser Periode erhalten, 
nemlich die capitolinische Wölün, wohl dieselbe, welche bald nach 300 
v. Chr. in Rom am ruminalischen Feigenbaum geweiht wurde: ein Hohl- 
guss, der bei grosser Härte und sorgfältiger Behandlung die wohlver- 
standene Charakteristik des Thiers bis zur Caricatur vortrefflich gibt, 
dem Realismus aber die künstlerische Schönheit aufopfel": und somit 
die bezeichneten Eigenschaften der etrurischen Kunst abermals zusam- 
menfasst. Aehnlicher Art sind auch die Chimära von Arezzo in Florenz 
und ein Greif in Leyden, welche jedoch trotz der etrurischen Inschriften 
als tuskische Arbeiten zweifelhaft sind. 
Zu erwähnen sind hier noch jene Bronzegeräthe, welche mit gra- 
virter Zeichnung (Sgrafßto) versehen sind, wie vorzugsweise Spiegel: 
gewöhnlich in der Gestalt von Bronzescheiben, von denen eine Seite als 
Spiegelfläche polirt, die andere dagegen gravirt ist, mit Handgriff, der 
entweder eine karyatidenartige Figur darstellt, oder, was gewöhnlicher, 
in einen Rehkopf ausläuft; ferner Toilettencisten von cylindrischer Form, 
gewöhnlich mit Thierklauen als F üssen und einer Menschengruppe als 
Deckelgriff, zunächst nur hiehergehörig durch das angegebene gegos- 
sene Nebenwerk, denn die gravirten Zeichnungen reihen sich füglicher 
der Malerei an. Auch stammen sie nur zum geringsten Theil aus dieser 
Periode. 
Um 300 v. Chr. scheint die etrurische Kunst in ihrer Selbständig- 
keit wie Durchbildung den höchsten Punkt erreicht zu haben, welchen 
in der Plastik etwa der cäretanische Thonsarkophag im Louvre oder 
die capitolinische Wölfin bezeichnen. Das proportionale Missverhältniss 
ist gewichen und eine leidliche Correctheit erreicht; die realistische Ten- 
denz ringt nicht mehr mit ungefügen Formen, wie wir diess in der vor- 
ausgegangenen etwa mit dem Lallen und dann Stammelnder Kinder 
vergleichbaren Periode gefunden haben, wenn auch die etruskischen
	        
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