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Etrurien.
zu verallgemeinern, verliert denn auch "der etruskische Künstler na-
mentlich in den Köpfen auf die empfindlichste Weise den Halt, weil ihm
jene Schulung fehlt, welche der griechischen Kunstvollendung voraus-
ging, jene grundlegende Correctheit im Allgemeinen, die Durchbildung
eines guten Typus, welcher erst die Darstellung des Individuellen, statt
von vorneherein das Ziel zu sein, hätte folgen sollen; und nur so ist es
möglich, dass, bei namhafter Kunsthöhe im Uebrigen, die Schädel bald
diese bald jene Deformität, oder Augen und Mund wie hier eine so stark
nach aufwärts gezogene Stellung haben, wie sie doch nur der mongo-
lischen Race eigen ist. Dasselbe gilt von den Terracottareliefs dieser
Thonsarkophag aus Caere (Campanasammlung im Louvre]
Zeit, bei Welchen das Streben nach Lebendigkeit und natürlicher An-
schaulichkeit zu unruhigem Uebermaass aller Bewegungen namentlich
der verrenkten Arme und Hände führt, wie diess auch einige Elfenbein-
reliefs von Schmuckkästchen zeigen.
Die Marmorplastik scheint in dieser Periode (etwa von_55o_3oo
v. Chr.) mehr zurückgeblieben zu sein: vereinzelte archaische Reliefs in
diesem Materiale, welches sich namentlich in Südetrurien wenig darbot,
erscheinen flach und ganz unter dem Einrlusse der Malerei stehend. In
welchem üblen Verhältnisse hier das künstlerische Vermögen mit dem
Wollen stand, zeigt z. B. ein Relief von Chiusi, welches in der Darstel-
lung der Todtenklage lebendige Schmerzäusserungi mit caricaturartig