Aegypten.
Es ist ein sonderbares Zusammentreffen, dass auf einem Boden,
der zu den jüngsten Formationen unserer Erde gehört, die Cultur
ihre ältesten Monumente uns darbieten sollte. Denn nicht Oberägypten
mit seinen engen und steilen urweltlichen F elsenufern, sondern die Delta-
älluvion ist der Schauplatz jener künstlerischen Thätigkeit, die nicht
blos von Aegypten, sondern von der ganzen Erde uns die frühesten
Denkmäler erhalten hat. Ob hier der Trieb zum monumentalen Schaffen
sich zuerst geregt, oder ob nur die Erhaltung der ägyptischen Werke,
bedingt durch ihre Unverwüstlichkeit, wie durch das tausendjährige
Gleichbleiben der Kunstanschauungen den Bewohnern des Nillandes
die Priorität vor anderen uralten Culturvölkern, namentlich vor den
MÜSOPOtamiern sichert, wird schwer zu entscheiden sein. Wenn sich
bisher in dem chaldäischen Stromgebiet kein Denkmal fand, das über
das 23. Jahrhundert v. Chr. hinaufreicht, wer bürgt dafür, dass nicht
noch ältere Reste in dem keineswegs genügend durchforschten Lande
Slch Enden werden, oder dass überhaupt das ältesterhaltene auch das
efstenßtändene ist, indem die Natur des Materials wie der durch
REBER, Gesch. d. a. Kunst. I