Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Malerei. 
Apel 
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Mit dieser vollendeten Zeichnung hielt dielFarbengebung, in welcher 
Hinsicht sich Apelles ohne Anwendung der Enkaustik auf Tempera- 
malerei beschränkt zu haben scheint, gleichen Schritt. Besonders werden 
die dämpfenden Lasuren erwähnt, welche durch den Gegensatz das un- 
gebrochene Licht nur um so brillanter hoben, wie in dem Alexander- 
bilde, in welchem die vorgestreckte Hand mit dem Blitz geradezu aus 
der Tafel herauszutreten schien, woran allerdings die meisterhaft 
gezeichnete Verkürzung gleichen Antheil haben mochte. Es wird 
daher unter gelegentlicher Erwähnung der Schönheit seiner Farbe 
(Pankaste) hauptsächlich die Wirkung derselben hervorgehoben, wie 
sich ja auch der Ruhm der Aphroditen nicht ohne die erstere, die 
Blitzallegorie oder Alexander mit dem Blitze nicht ohne die letztere 
denken lässt. 
Die wohl vor Apelles unerreichte allseitige technische Meisterschaft, 
Von welcher Plinius geradezu sagt, dass er hierin mehr geleistet als alle 
übrigen Maler zusammen, mochte indess ihre Keime in der Schule des 
Pamphilos haben, indem die Sikyonier der künstlerischen Mache eine 
hervorragende Aufmerksamkeit widmeten. Zu dem eminenten tech- 
nischen Vermögen kam aber noch das eigenthümliclie rein künstlerische 
Verdienst des Meisters, auf welches auch dieser den meisten Werth legte, 
und welches er selbst in den eigenthümlichen Zauber, den die Griechen 
unter dem Worte Charis verstanden, setzte. Dass dieser zum grossen 
Theil in dem richtigen Maass der Vollendung zu suchen sei, deutete 
Apelles selbst an, als er sich von Protogenes bis auf diesen einen Um- 
stand übertroffen erklärte, indem, wenn man nicht den richtigen Moment 
wahrnähme, in welchem der Pinsel wegzulegen sei, durch übergrosse 
Sorgfalt der Charis Abbruch geschehe. (Vgl. oben den Bildhauer Kalli- 
machos S. 312.) 
Wenn aber Apelles durch technische Meisterschaft, schärfste Cha- 
rakteristik und anmuthvollen Reiz seine Zeitgenossen und Alle, welche 
seine Werke sahen, so bezaubeite, dass er durch zahlreiche Anekdoten, 
welche seine Stellung genügsam bezeugen, vielleicht die populärste 
Künstlererscheintlng des Alterthums wurde, so dürfen wir uns gegen 
ein Solchgs Angehen nicht in dem Grade spröd verhalten, dass wir in 
ihm, wie geschehen ist, sogar schon Kunstverfall erblicken. Reiehten 
auch seine künstlerischen Aufgaben nicht an jene hinan, welche sich 
Polygnot stellte und stellen konnte, weil er der Mache seiner Zeit leicht 
gerecht werden konnte, so müssen wir doch erkennen, dass er als Maler 
dCm-Polygnot so weit überlegen war, wie etwa ein Praxiteles einem 
Kalamis oder anderem Vorgänger des Phidias in der Plastik. Denn in
	        
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